Man kann es immer wieder beobachten, meistens im frühen Sommer. Dass Spaziergänger im Weinheimer Exotenwald stutzend stehenbleiben und sich schnuppernd umsehen. Ungläubig den Kopf schütteln und dann – wenn’s keiner sieht – an einem Baum schnüffeln wie ein Hund. So ist es, wenn Bäume nach Kaugummi und Süßigkeiten riechen wie dort auf einer Fläche von rund 60 Hektar gleich im Anschluss an den Schlosspark. Bei Naturfreunden und bei professionellen Forstwissenschaftlern ist Europas größter Exotenwald gleichermaßen beliebt.

Ursprünglich aus dem Elsass stammend, waren die Freiherren von Berckheim Ende des 18. Jahrhunderts nach Weinheim gekommen. Sie waren dort die adligen Schlossherren. Der Begründer des Exotenwaldes, Christian Friedrich Gustav von Berckheim (1817 – 1889), war zuletzt Staatsminister und Großhofmeister am Hof in Karlsruhe. „Exoten“-Anbau war in dieser Zeit an Höfen und in Parks durchaus Mode. Mit dem Exotenwald wollte von Berckheim offenbar ursprünglich seinen Schlosspark erweitern. Daher plante und baute er in den ersten Jahren ein Wegenetz, das für Kutschfahrten geeignet war – Walker, Jogger und Radfahrer freuen sich heute darüber. Von etwa 150 Baum- und Straucharten der Gründerzeit sind rund 50 übrig geblieben. Sie bildeten die Grundlage des heutigen Exotenwaldes mit seinen 170 Arten.

Exotenwald Weinheim: Wenn Bäume nach Kaugummi duften-2

Die Mammutbäume bilden den beeindruckendsten Bestand des Exotenwaldes. Die höchsten Bäume – zwischenzeitlich gerade einmal 145 Jahre alt – haben fast 60 Meter Höhe erreicht. Durch ihre rot leuchtende, weiche und dicke Rinde heben sich die Baumriesen deutlich von den umgebenden Nachbarbeständen ab. Dabei werden diese aus den Gebirgen der südwestlichen USA stammenden Bergmammutbäume bis zu 80 Meter hoch, bis zu 3500 Jahre alt und erreichen Durchmesser von 10 Meter und mehr. Auch bei den „Mammuts“ ist der Rückblick interessant: Zwischen 1873 und 1882 pflanzte von Berckheim auf mehr als zwei Hektar Fläche 1460 Mammutbäume. Die 1128 Bäumchen kommen mit Schiff und Fuhrwerk aus London. Von Berckheim pflanzte weit überwiegend nordamerikanische Baumarten. Lediglich die Zedernbestände (Atlaszeder und Libanonzeder) stellen eine Ausnahme dar. Eine große Libanonzeder, die älteste Deutschlands, ist bis heute im Schlosspark erhalten geblieben.

1955 verkaufte Constantin Graf von Berckheim den Exotenwald für 450 000 Mark an das Land Baden-Württemberg. Bis heute hat sich die Waldfläche durch Zukäufe und einen Waldtausch mit der Stadt Weinheim auf rund 60 Hektar erweitert. Schon 1990 war ein Teil dieser Bestände von Baumarten geprägt, welche durch ihre markanten Blüten oder durch besondere Herbstfärbung hervortraten. Dieser Ansatz wurde zwischenzeitlich deutlich erweitert: Zu Kobushi-Magnolie und Großblättriger Japanischer Magnolie kamen der Blauglockenbaum, die Chinesische Lilien-Magnolie, der Taubenbaum und im benachbarten, amerikanischen Bereich die Gurkenmagnolie und die Schirmmagnolie. Vor einigen Jahren wurde dieses Spektrum noch durch markant blühende Kirschenarten wie die Tokio-Kirsche, die Kanzan-Kirsche und die Sargent-Kirsche erweitert. Im Grundsatz lohnt sich ein Besuch des Exotenwaldes zu jeder Jahreszeit. Selbst im Winter. Die meisten Nadelbäume bleiben grün und werfen ihre Nadeln nicht ab. Die Laubbäume bestechen den aufmerksamen Betrachter durch das baumartentypische, filigrane Anordnungsmuster von Ästen und Zweigen. Besonders sehenswert sind zu jeder Jahreszeit: Mammutbäume (drei Bestände), Urweltmammutbäume, Atlaszedern, Scheinzypressen, Flusszedern, Thujen, Küstenmammutbäume und Araucarien.

Der Exotenwaldbesucher kann sich durch das Waldgebiet führen lassen: An den Waldeingängen sind Hinweistafeln, auf denen man sich den von der Länge und Zeitdauer geeigneten von drei im Wald markierten Rundwegen aussuchen kann. An den Wegen sind die wichtigsten Bestände für den fachlichen Laien verständlich auf Hinweistafeln beschrieben. Im Sommer gibt es regelmäßig eine fachkundige Führungen. red