Fast 400 PENNY DEL-Partien, insgesamt acht Spielzeiten in Nordamerika, Erfahrungen in Schweden gesammelt, Olympische Spiele und Weltmeisterschaften bestritten: Christoph Schubert ist ein unbestreitbar erfahrener Mensch. Als Privatperson ebenso wie als Eishockeyspieler. Der ehemalige Verteidiger, der im Jahr 2000 seine ersten Profieinsätze in der DEL bestritt, ist inzwischen Co-Trainer bei den Heilbronner Falken, dem DEL2- Kooperationspartner der Adler. „Eishockey ist mein Leben“, erwähnt der heute 40-Jährige häufiger in unserem Gespräch. Eine Aussage, die man Schubert abnimmt. Denn wer allein mitbekommen hat, welche Anstrengungen der gebürtige Münchner unternommen hat, um den Niedergang der Hamburg Freezers 2016 zu verhindern, kann nur zu dem Schluss kommen, dass diesen Aufwand nur ein begeisterter Eishockeyanhänger auf sich nehmen würde. Diese Liebe, diese Leidenschaft zum Pucksport, gepaart mit der Erfahrung und der Persönlichkeit, machen Schubert zu einer klugen Besetzung für die Position des Assistenztrainers, der das durchgängige Konzept vom Jungadler über Heilbronn bis zu den Adlern mitträgt und unterstützt.

„Zu meiner Zeit gab es, wenn überhaupt, nur vereinzelt solche Internatsmodelle, wie man sie heute an vielen deutschen Eishockeystandorten findet. An der Basis waren Schule und Eishockey schon nicht immer einfach unter einen Hut zu bringen. Von funktionierenden Fördermodellen über mehrere Ligen und Altersgrenzen hinweg im Anschluss ganz zu schweigen“, erinnert sich Schubert. „Die Sprünge vom Nachwuchs ins Profigeschäft sind riesig. Nur wenige Spieler aus den Kadern der Jungadler haben das Zeug dazu, es direkt in die DEL oder gar noch weiter zu schaffen. In Heilbronn haben sie die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln, den nächsten Schritt zu gehen, sich an das schnellere Spiel und das Spiel gegen gestandene Männer zu gewöhnen“, liegen für die einstige Defensiv-Kante die Vorteile eines funktionierenden und gelebten Fördermodells klar auf der Hand.

„Die Clubs haben verstanden, dass es gute junge deutsche Eishockeyspieler gibt, sie sich aber nicht am Fließband und auf die schnelle produzieren lassen. Sie müssen ausgebildet und gefördert werden. Auf und neben dem Eis“, hat Schubert über die letzten Jahre ein Umdenken und eine weitere Professionalisierung in der Nachwuchsausbildung in Deutschland festgestellt. Der Gewinn der Silbermedaille bei Olympia 2018 und die zuletzt regelmäßigeren positiven Ergebnisse bei Weltmeisterschaften kommen nicht von ungefähr, sind erste Früchte der veränderten und verbesserten Förderung. „Der richtige Weg wurde eingeschlagen, aber er muss konsequent weitergegangen werden“, mahnt Schubert aber auch, sich mit dem Erreichten nicht zufriedenzugeben.

FUNKTIONIERENDES GERÜST

Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser, so Co-Trainer Christoph Schubert von den Heilbronner Falken-2

Damit das Gerüst Mannheim-Heilbronn-Jungadler sein Potenzial voll ausschöpfen kann, setzen die Verantwortlichen auf „intensiven Austausch und Vertrauen sowie Ehrlichkeit und Offenheit als Fundament“, erklärt Schubert und ergänzt: „Diese Dinge sind sowohl zwischen den Verantwortlichen der beteiligten Clubs als auch zwischen den Trainern und den Spielern extrem wichtig. Die Jungs wissen, dass sie von uns ehrliches positives wie negatives Feedback bekommen, können sich gleichzeitig sicher sein, dass wir nur ihr Bestes wollen. Es ist keine Strafe, in Heilbronn zu spielen. Wir geben ihnen eine Entwicklungschance, arbeiten täglich an der Weiterentwicklung, als Team, aber auch individuell.“

Förderlizenzspieler wie Maximilian Leitner, Philipp Preto oder Moritz Elias profitieren von Eiszeiten bei den Falken.Sie bilden ein zentrales Element der Heilbronner Mannschaft, stehen in wichtigen Situationen auf dem Eis, erhalten viel Spielpraxis. Dass ihnen noch der eine oder andere Fehler unterläuft, liegt in der Natur der Sache. „Das muss man ihnen zugestehen. Daraus lernen sie. Trotzdem brauchen sie unser Vertrauen“, sind für Schubert Zugeständnisse und Verständnis auch in dieser Hinsicht unabdingbar. Dass die Theorie auch in der Praxis Erfolg hat, zeigt das Beispiel Simon Thiel. Der gebürtige Mannheimer durchlief die Nachwuchsabteilungen der Jungadler. Mit 19 schloss er sich den Falken an, ehe er in der vergangenen Saison mit 38 Scorerpunkten aus 57 Partien zum Senkrechtstarter in der DEL2 wurde. Auch erste Partien für die Adler verbuchte der 21-Jährige für sich. „Simon ist ein brutal schneller Spieler, der aber lernen musste, seine Geschwindigkeit zur richtigen Zeit einzusetzen. Dann, wenn es die Spielsituation erlaubt. Das hat er Schritt für Schritt gelernt. Ein solcher Erfolgsfall ist gleichzeitig gut für das Selbstvertrauen eines Spielers. Simon hat uns vertraut, dass wir die richtigen Dinge auf die richtige Art und Weise an ihn herantragen. Auf diese Art weiß jeder der jungen Spieler um seine Chance“, verdeutlicht Schubert.

RESPEKTVOLLES MITEINANDER

Denn über die generelle Entwicklung der Talente und die Einsatzmöglichkeiten bei den Adlern tauschen sich beide Clubs intensiv aus. „Das Sportgeschäft ist ein dynamisches, daher lassen sich meist nur die groben Details besprechen.

So gibt es Wochen mit täglichem Kontakt und Wochen, in denen nicht so viel gesprochen werden muss. Die Adler haben aber das Vertrauen in uns, dass wir die Jungs richtig einsetzen. So ist die Zusammenarbeit von gegenseitigem Respekt geprägt, und dass die Arbeit Früchte trägt, sehen wir an einigen Beispielen“, freut sich Schubert.

In naher Zukunft soll die Zusammenarbeit auf der gelegten Basis weiter auf- und ausgebaut werden. „Strukturelle Verbesserungen sind immer möglich, aber es wird sich mit der Zeit von allein zeigen, was oder wo wir etwas ändern oder ergänzen müssen“, ist Schubert, der noch einen Vertrag in Heilbronn bis 2024 besitzt, zuversichtlich. Darüber, dass der Familienvater Teil dieses verantwortungsvollen Konstrukts ist, ist er äußerst froh: „Ich liebe den Sport, sehe sein Potenzial. Ich bin mit meinem Dienst am deutschen Eishockey noch nicht fertig, will mein Wissen an die nächste Generation weitergeben, und es ist schön zu sehen, dass die Jungs es annehmen und sich verbessern. Mir macht das Trainergeschäft Spaß, das ist genau mein Ding.“

Nach fast 400 PENNY DEL-Partien, acht Spielzeiten in Nordamerika, Erfahrungen in Schweden und Einsätzen bei Olympia und Weltmeisterschaften steht Christoph Schubert in seinem zweiten Jahr als Co-Trainer hinter der Bank der Heilbronner Falken. Er schenkt jungen Förderlizenzspielern wie Maximilian Leitner, Arkadiusz Dziambor oder Luca Tosto Vertrauen, bekommt selbes zurück. Er vertraut auf die Adler und die Adler auf ihn. Er ist Teil eines gelebten und gut funktionierenden Förderprogramms zwischen den Jungadlern, Heilbronn und den Adlern. Er ist engagiert, um die nächsten Generationen deutscher Eishockeyspieler auszubilden.