Die Stärke des Erfindergeists einer Stadt richtet sich nicht allein an der schieren Menge seiner Erfinder, sondern auch am fruchtbaren Boden, auf dem bahnbrechende Ideen gedeihen dürfen. Damit die Stadt Mannheim kreativen Köpfen genau diesen Raum heute und in Zukunft bieten kann, haben das Stadtmarketing der Quadratestadt und das Gründernetzwerk Next Mannheim mit der „innomake“ eine Messe zwischen Workshop und Symposium auf die Beine gestellt, die beinah selbst schon zur Marke geworden ist – und in diesem Jahr einem scheinbar fast schon gewöhnlich gewordenen Thema die Bühne bietet: der Nachhaltigkeit.Ein Phänomen, über das selbst die Chefin des Stadtmarketings, Karmen Strahonja, anfänglich noch selbstkritisch dachte: „Wir haben das vielleicht schon auserzählt und es interessiert gar nicht mehr so sehr.“ Doch je mehr sich Strahonja und ihr Team mit dem Gedanken des urbanen Raums in der Zukunft befassten, desto klarer wurde, dass auch und gerade Zukunftsthemen wie Klimaneutralität, neue Arbeitswelten in pandemischen Zeiten oder Sicherheit in einer digitalen Gesellschaft auf nachhaltige Entwicklungen angewiesen sind. Auch solche, die heute vielleicht nur als Idee vorliegen, um sich in naher Zukunft zur konkreten Realisierung durchzusetzen.Es ist genau dies ein Anliegen, das sich beider „innomake“ von der bloßen Behauptung in die Tat umsetzen soll. Denn auch Strahonja ist klar: „Innovationen brauchen Raum. Und wenn die Stadt Mannheim dieser Raum sein darf, ist das Ergebnis ein Gewinn für uns alle.“ Dies erfordere eine neue Debattenkultur, in der kein Gedanke auf Anhieb verworfen werden und auch Ängste beseitigt werden müssten, ein Konzept sei falsch – ohne, dass man es zu Ende diskutieren konnte. Genau für diese Diskussionen soll das Format die benötigte Plattform anbieten. Unter dem Titel „innocamp“, das sich als Barcamp zwischen Brainstorming und Workshop versteht, sollen junge Entschlossene die Möglichkeit bekommen, ungezwungen über die Mobilität von Morgen zu diskutieren, während die Baden-Württemberg-Stiftung in Kooperation mit dem BUND ihre Visionen auf der Freifläche des Alten Messplatzes zur Schau stellt. Doch auch in Sachen Vielfalt will die „innomake“ eigene Schwerpunkte setzen, um dabei mit mutigen Akzenten für Verve zu sorgen. Denn ob das Eine-Welt-Forum die Grenzen des fairen Handels auslotet, sich die Initiative Digital Media Women e.V. für mehr Frauen in kompetenter Führung stark macht, oder die NØK-Konferenzteilnehmer die Orte des Nachtlebens als kulturellen Raum der Bereicherung neu denken: Der hohen Lebendigkeit in der Region soll das Programm so in jedem Fall Rechnung tragen. Dass die Reichweite vom wasserstoffbetriebenen Müllfahrzeug bis hin zur nachhaltigen Mittagspause ohne To Go-Plastik reicht, imponiert nicht nur auf dem Papier, sondern soll auch in den Köpfen der Teilnehmer hängen bleiben: „Uns ist klar, dass die Dauer eines solchen Formats zu kurz ist, um komplette Innovationen von Grund auf zu entwickeln, aber unser Anspruch muss es sein, Überzeugungsarbeit zu leisten und damit unter Beweis zu stellen, dass wir Perspektiven schaffen und auf Dauer begleiten wollen.“ Dass sich Früchte des Erfolgs bereits teilweise ernten lassen, zeigt im Übrigen auch die Entwicklung des Formats an sich. Denn wo das Stadtmarketing anfänglich noch nach Teilnehmern suchen musste, um Podien zu füllen und Workshops zu organisieren, treffen sich heute Mannheims OB Peter Kurz und die stellvertretende Bürgermeisterin von Paris, Pénélope Komitès zum Gespräch.Wo sich die Programme anfänglich auf einige wenige Veranstaltungsorte konzentrierten, verteilen sich 27 Workshops, Konferenzen, Vorträge und Ausstellungen von der Bar des Mannheimer Kinos Odeon bis hin zum Stadthaus N1 über die ganze Stadt. Und während sich Startups aus und für Mannheim vor wenigen Jahren noch in den Kinderschuhen befanden, präsentieren stolze Unternehmer aus dem Mode- und Kreativbereich unter dem Titel „Hometown Glory“ noch bis zum Ende des Jahres im Modehaus Engelhorn, zu welchem Erfolg sie es mit freiem Denken, wilder Entschlossenheit und spürbarer Entwicklungsfreude bereits gebracht haben. Ein Geist, wie er auch die „innomake“ antreiben soll – heute wie morgen. MARKUS MERTENS