Mannheim. Mit dem Turniersieg bei der Energie Steiermark Trophy haben die Adler die Vorbereitungsphase erfolgreich abgeschlossen. Was lief schon gut? Woran müssen die Mannheimer noch arbeiten? Wir analysieren die Situation vor dem Saisonstart am Freitag (19.30 Uhr) gegen Schwenningen:

- Zugänge: Die Adler sind fest davon überzeugt, in Tyler Gaudet den perfekten Nachfolger für Andrew Desjardins gefunden zu haben. Der Kanadier baute schnell eine gute Chemie zu Matthias Plachta und David Wolf auf, ehe der aus Wolfsburg gekommene Center verletzt ausfiel. Viel erwarten die Blau-Weiß-Roten auch von Rückkehrer Stefan Loibl. Schon die WM im Mai hat gezeigt, dass ihm das Schweden-Jahr gutgetan hat. Er ist reifer geworden – auf und neben dem Eis. Dass Loibl zum MVP der Energie Steiermark Trophy gewählt wurde, überraschte nicht. Loibl gewann viele Bullys, erledigte seine Defensivaufgaben pflichtbewusst und sprühte in der Offensive nur so vor Ideen. Als ein Gewinner der Vorbereitung darf sich auch Taro Jentzsch fühlen. Der Jung-Nationalspieler will in Mannheim kein Mitläufer sein und füllte auch die von ihm nicht so sehr geliebte Rolle als Mittelstürmer ansprechend aus.

In der Verteidigung blieb fast alles beim Alten – für den Finnen Ilari Melart kam Matt Donovan. Der US-Amerikaner soll unter anderem als Quarterback das Powerplay ankurbeln. Das Überzahlspiel funktionierte bislang aber noch nicht so gut, obwohl Donovan immer wieder seine Klasse aufblitzen ließ und mit starken Aufbaupässen seine Übersicht bewies. Er darf es aber nicht – wie bei der Aktion, die zum 2:2 gegen den HK Nitra führte – übertreiben. Da im Finale des Vorbereitungsturniers in Österreich mit Thomas Larkin, Joonas Lehtivuori und Mark Katic gleich drei gesetzte Abwehrspieler ausfielen, erhielt Fabrizio Pilu mehr Eiszeit – und mehr Verantwortung. Trainer Bill Stewart setzte den gebürtigen Mannheimer, der in der vergangenen Saison bei den Nürnberg Ice Tigers erste DEL-Luft schnupperte, sogar in Überzahl ein. Der 19-Jährige rechtfertigte das Vertrauen.

- Mutmacher: Nach dem Weggang von Dennis Endras richten sich viele Blicke auf die Torhüterposition. Arno Tiefensee hat nicht zuletzt beim 5:3 gegen Graz gezeigt, dass er Felix Brückmann vertreten kann, wenn die Nummer eins eine Pause braucht. Alle vier Reihen strahlen Torgefahr aus, das Penaltykilling funktioniert, und die im vergangenen Jahr offensichtliche Konteranfälligkeit scheint im Griff, obwohl Stewart sagt: „Das Spiel ohne Scheibe muss noch besser werden.“

- Problemzonen: Stewart war nur mit der Leistung in Köln (1:3) nicht einverstanden. „Das war ein gutes Lehrbeispiel“, betont der Kanadier. Im Powerplay gibt es sicherlich noch Luft nach oben, und auch das schon ordentlich gefüllte Verletztenlager bereitet ein wenig Kopfzerbrechen.

- Schlüsselfrage: Die Adler stehen vor einem Umbruch. Daher lautet die entscheidende Frage: „Wie groß ist die Lust einiger Spieler auf ihren „letzten Tanz“ in Mannheim?

- Das sagt Bill Stewart: „Die Jungs sind echte Profis, sie haben ihr Level von Spiel zu Spiel gesteigert. Jeder ist bereit, etwas in den Topf zu werfen.“ Christian Rotter