Endlich beginnt sie, die geilste Zeit im Eishockeysport. Die Playoffs, praktisch die Saison in der Saison, sind das Salz in der Suppe - und an Spannung und Dramatik kaum zu übertreffen. Allerorts wird der Ausnahmezustand ausgerufen. Die Spieler gehen über ihre Grenzen hinaus, riskieren Kopf und Kragen für das ganz große Ziel. Seit Einführung der Playoffs im Jahr 1981 haben die Adler Mannheim etliche Playoff-Schlachten geschlagen. Mal mit einem glücklichen Ende, mal mit einem enttäuschenden. In unserem Playoff-Spezial blicken wir auf ganz besondere Momente zurück und beleuchten die denkwürdigsten, verrücktesten, bittersten und schönsten Momente, die der Club und seine Fans erlebt haben.

LÄNGSTES PLAYOFF-SPIEL

Dass Playoff-Partien nichts für schwache Nerven sind, dürfte jedem, der schon einmal eine Endrundenpartie verfolgt hat, klar sein. Doch das, was sich am 22. März 2008 in Spiel drei der Viertelfinalserie zwischen den Adlern und den Haien ereignete, sollte alles bisher Erlebte in den Schatten stellen. Nach 60 Minuten stand ein 4:4 auf der Anzeigetafel. Das Match ging in die Verlängerung, die bis heute im sogenannten Sudden-Death-Modus gespielt wird. Keiner der 16.869 Besucher ahnte, was noch folgen würde. Denn trotz zahlreicher Chancen auf beiden Seiten wollte in fünf (!) Verlängerungen kein Tor fallen.

Erst in der sechsten Overtime, nach über sechseinhalb Stunden und einer Nettospielzeit von 168:16 Minuten, sorgte der damalige Haie-Stürmer Philip Gogulla für die Erlösung. Betreuer der beiden Teams suchten während des Nervenkrimis unzählige Tankstellen auf, um Schokoriegel und Getränke für die völlig entkräfteten Spieler zu besorgen. 

Dieses Match, das am Ostersamstag um 17:30 Uhr begann und am Ostersonntag um 00:11 Uhr endete, ist bis heute das längste Playoff-Spiel der DEL und das drittlängste der Geschichte.

DER TITEL-HATTRICK

1997, 1998, 1999-dreimal in Serie gewannen die Adler Ende der 90er die deutsche Meisterschaft. Dieses Kunststück war vorher keiner anderen Mannschaft der PENNY DEL gelungen. Krefeld, Landshut und Kassel hießen in den Playoffs 1997 die damals nicht zu beneidenden Gegner. Keine der drei Mannschaften hatte auch nur den Hauch einer Chance. Zu deutlich war die Überlegenheit der international erfahrenen Mannheimer Mannschaft, die auf dem Weg zur Meisterschaft keine einzige Niederlage kassierte. Mit nur einer Pleite aus insgesamt zehn Playoff-Partien gegen Düsseldorf, Frankfurt und Berlin verteidigten die Mannheimer 1998 ihren Titel und setzten somit ihren beeindruckenden Siegeszug fort, der in der Endrunde 1999 mit dem Gewinn der dritten Meisterschaft seinen krönenden Abschluss fand.

59:59

Das erste Viertelfinalspiel 2007 zwischen Mannheim und Frankfurt gehört zweifellos zu den spannendsten Playoff-Partien in der Geschichte der Adler. Die Lions waren damals drauf und dran, dem Hauptrundensieger das Heimrecht abzunehmen, führten in der SAP Arena bis kurz vor Schluss mit 3:2. Die Uhr tickte unerbittlich. Mannheim warf alles nach vorne und kam tatsächlich noch zum nicht mehr für möglich gehaltenen Ausgleich. In buchstäblich letzter Sekunde erzielte Pascal Trépanier mit einem Gewaltschuss das 3:3 und schickte die Partie in die Verlängerung. Dort traf Rico Fata in der Overtime zum 4:3-Sieg für die Adler, die wenige Wochen später den Gewinn der fünften DEL-Meisterschaft feiern sollten.

TIEFER STICH INS ADLER-HERZ

Im Finale 2012 verpassten die Eisbären Berlin den Adlern die mit großem Abstand schmerzhafteste Niederlage aller Zeiten. Nachdem die Hauptstädter das Auftaktmatch der Serie für sich entschieden hatten, gewannen die Adler Spiel zwei und drei - die Meisterschaft war zum Greifen nah. Im vierten Duell zwischen beiden Teams sah nach Craig MacDonalds Treffer zum 5:2 (46. Spielminute) zunächst auch alles danach aus, als würden die Adler sich zum alleinigen Rekordmeister krönen. 

Während im Hintergrund bereits die Vorbereitungen für die große Meistersause begannen, schlug Berlin auf dem Eis gnadenlos zurück. Jimmy Sharrow, Barry Tallackson und Tyson Mulock egalisierten binnen sieben Minuten den Spielstand und sorgten für pures Entsetzen in der SAP Arena. In der Overtime war es T. J. Mulock, der die Eisbären zum Sieg schoss. Zwei Tage später wurde Berlin deutscher Meister.

COMEBACK-KÖNIGE

Das Halbfinale 2015 zwischen den Adlern und den Grizzly Adams Wolfsburg wird als eines der verrücktesten aller Zeiten in die Geschichte des deutschen Eishockeys eingehen. In Spiel eins führten die Niedersachsen bis kurz vor Ende des zweiten Drittels mit 4:1. Doch Marcus Kink & Co. starteten eine furiose Aufholjagd und krönten diese in der Verlängerung mit dem 5:4-Siegtreffer. Im zweiten Aufeinandertreffen sollte der Halbfinal-Wahnsinn seinen Lauf nehmen. Nach nicht einmal zehn Minuten lagen die Adler erneut mit drei Toren im Hintertreffen. Nur die kühnsten Optimisten hatten daran geglaubt, dass es möglich sei, zum zweiten Mal in Folge einen Drei-Tore-Rückstand zu drehen. Doch die Adler machten tatsächlich das Unmögliche möglich und entschieden Spiel zwei der Serie mit 5:3 für sich. Lediglich im dritten Match ersparten die Adler ihren Fans eine Achterbahnfahrt der Gefühle, gewannen klar mit 4:0. In einem erneut dramatischen und denkwürdigen Spiel vier ging Wolfsburg abermals mit 3:0 in Front, doch Matthias Plachta verkürzte kurz nach Beginn des letzten Drittels auf 1:3. Danach hatten die Adler Blut geleckt. Jochen Hecht und Kurtis Foster sorgten binnen fünf Minuten für den Mannheimer Ausgleich, und als alle mit den Gedanken schon in der Verlängerung waren, schoss Kai Hospelt die Adler ins Finale.

DIE "PLACHTA-SHOW"

Einen denkwürdigen Eishockeyabend erlebten die Zuschauer am 07. März 2017 im ersten Viertelfinalspiel der Playoffs zwischen den Adlern und den Eisbären aus Berlin. Der Hauptstadtclub war drauf und dran, die erste von maximal sieben Partien für sich zu entscheiden. Doch dreieinhalb Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit erzielte Matthias Plachta mit seinem dritten Treffer an jenem Abend den Ausgleich, die SAP Arena glich einem Tollhaus. Zuvor hatte der Rückkehrer bereits Jamie MacQueens Führungstreffer egalisiert und die Adler kurz vor Ende des zweiten Drittels in Führung gebracht. Doch die große Plachta-Show" war damit noch nicht beendet. Die Partie ging in die Overtime, in der Plachta 20 Sekunden nach Wiederbeginn die Scheibe zum vierten Mal im Berliner Netz zappeln ließ und die Adler zum Sieg schoss.

LARKINS SCHUSS INS GLÜCK

Es ist der 26. April 2019. Nach der Auftaktniederlage und drei Erfolgen in Serie waren die Adler in der Finalserie gegen den EHC Red Bull München nur noch einen Sieg von der achten Meisterschaft der Clubgeschichte entfernt. Trotz der Bedeutung dieser Partie starteten die Mannheimer offensiv, führten bis zur 24. Minute mit 3:0. Das 1:3 der Münchner beantwortete Tommi Huhtala zur Halbzeit des Spiels mit dem 4:1. Die Adler sahen wieder sichere Sieger aus. Doch München biss, kämpfte und kam rund zwölf Minuten vor der Schlusssirene durch Yasin Ehliz zum Ausgleich. Das Match ging in die Verlängerung. Der nächste Treffer sollte über Meisterschaft oder ein weiteres Spiel entscheiden. Und dann kam er, dieser Moment: Thomas Larkin, der Verteidiger mit der Rückennummer 37, schoss die Adler nach 73:37 Minuten zur siebten Meisterschaft in der PENNY DEL.

DRAMATIK PUR

Wir schreiben den 24. April 2021. Es ist 17:30 Uhr. Die Teams aus Mannheim und Straubing stehen sich ob der Corona-Pandemie in der leeren SAP Arena gegenüber. Zum letzten und alles entscheidenden Spiel drei der Viertelfinalserie. Die Tigers erwiesen sich auch an jenem Tag als extrem unangenehmer Gegner, führten bis zur 50. Spielminute mit 3:0 und standen praktisch schon mit einem Bein im Halbfinale. Doch Mannheim bewies abermals, dass im Eishockey nichts unmöglich ist. Zwei Überzahltore binnen 81 Sekunden sowie ein weiterer Treffer rund fünfeinhalb Minuten vor Schluss schickten das hochdramatische Match in die Verlängerung, in der Adler-Stürmer Nico Krämmer in der 71. Minute das erlösende 4:3  - markierte die Adler standen im Halbfinale.