Es war eine lange Debatte, eine Debatte mit vielen Unsicherheiten, und am Ende trat jenes Szenario ein, das keiner wollte: Der Spielbetrieb im Nachwuchs musste in der vergangenen Saison coronabedingt nach wenigen Wochen vollständig eingestellt werden. Für Seven Valenti, der zu jenem Zeitpunkt die U20 der Jungadler frisch als Cheftrainer übernahm, begann eine wilde Zeit.      

„Allein schon der Abgang von Frank kam sehr überraschend, quasi aus dem Nichts“, erinnert sich der 46-Jährige an die Phase kurz vor Saisonbeginn, als Frank Fischöder nach sechs Jahren im Amt des Headcoaches dem Ruf der Nürnberg Ice Tigers in die DEL folgte und Valenti die Nachfolge antrat. „Fischi hat mich“ ermutigt. Ich wusste um die großen Fußstapfen, aber ich wollte die tolle Möglichkeit, die sich mir bot, auf jeden Fall ergreifen“ wusste der vorherige U17-Trainer der Jungadler um seine Chance.

Der Kaltstart auf dem neuen Posten wurde durch die Corona-Pandemie alerdings nochmals erschwert. „Immer wenn wir gerade ins Laufen gekommen sind, wurden wir durch Qurantänen ausgebremst und schließlich wurde die Saison komplet abgesagt“, kamen die Jungadler im vergangenen Jahr gerade einmal auf fünf Partien. „Ein Nachwuchsnationalspieler bei uns absolviert in einer gewöhnlichen Saison 50 bis 70 Spiele“, verdeutlicht Valenti den Unterschied. Nicht von ungefähr waren Verantwortliche und Spieler bemüht, die Möglichkeiten nach Spielpraxis auszuloten. „Wir haben kurzerhand einige Jungs an DEL- und DEL2-Clubs verliehen.

MIT EINEM ERSTEN SCHMUNZELN

Dennoch schlug das vergangene Jahr bei den allen ordentlich aufs Gemüt. Wir durften ab November nur noch unter strengen Auflagen trainieren, es gab wenig bis keine Freizeitmöglichkeiten für die Spieler und Schule fand zeitweise auch nur noch online statt“, hat Valenti großen Respekt davor, wie seine Mannschaft mit den Herausforderungen umgegangen ist. „Natürlich haben wir auch aus dieser Zeit gelernt, aber auf eine harte Weise. Den Stress und die Unsicherheiten hätte es jedenfalls nicht gebraucht“, blickt Valenti mittlerweile aber fast schon mit einem Schmunzeln zurück.

Ohnehin hat der ehemalige DEL- und DEL2-Spieler, der auch rund 80 Partien für die Adler bestritt, spielertypisch verinnerlicht, im Hier und Jetzt zu leben. Und da läuft der Spielbetrieb wie in Vor-Corona-Zeiten. Mit einem Durchschnittsalter von 16,97 Jahren tritt der gebürtige Freiburger dabei mit einem extrem jungen Kader an. Wir wussten, das wir ein sehr junges Team ins Rennen schicken werden und dass es am Anfang Zeit brauchen wird. Viele der Jungs mussten schneller in verantwortliche Positionen wachsen als normalerweise. Zudem konnten wir schon einige erste Trainingseindrücke in Heilbronn und bei den Adlern sammeln was in diesen Jahren ungemein wertwoll ist“, sieht Valenti die relative Unerfahrenheit seines Teams nicht als großes Problem an, auch wenn in den ersten Partien vielleicht wegen genau jener der eine oder andere Punkt liegen gelassen wurde.

„Die Entwicklung ist aber in jedem Fall positiv, wir sind auf dem richtige Weg. Alle sind nach den Erfahrungen der vergangenen Saison wieder mit viel Spaß bei der Sache, und das ist das Wichtigste“, zieht Valenti ein positives Zwischenfazit. Und das mit Recht. Stehen doch die Jungadler Ende Oktober auf Platz eins der DNL-Tabelle. Nach einem Jahr, in dem letztlich das Szenario eingetreten ist, das niemand wahrhaben wollte. Nach einem Jahr, in dem der deutsche Eishockeynachwuchs nach nur wenigen Wochen völlig ausgebremst wurde. Einem Jahr, das sich in dieser Form hoffentlich nie wieder wiederholen wird.