Daniel Hopp liebt den Eishockeysport, liebt „seine“ Adler Mannheim. Seit über zwei Jahrzehnten ist der zweifache Familienvater die prägende Figur des Mannheimer Eishockeys, der Macher im Hintergrund. Klar, dass er in all den Jahren schon einiges gesehen und erlebt hat. Doch die Pandemie hat auch Hopp vor eine große berufliche Herausforderung gestellt. Im Interview spricht der geschäftsführende Gesellschafter der Adler über die zurückliegende Corona-Saison, die Rückkehr der Fans in die Arenen sowie den Mannheimer Saisonstart in der PENNY DEL.        

HERR HOPP, HAT DIE DEL IHRE HERAUSFORDERNDSTE SAISON IN DER GESCHICHTE HINTER SICH?

Dem ist so, ja. Wir sollten jedoch nicht naiv sein und glauben, dass alles hinter uns liegt und vorbei ist. Wir stehen noch immer vor großen Herausforderungen. Zweifelsohne hat die Pandemie tiefe Spuren hinterlassen, wir werden noch einige Zeit mit den Folgen und Auswirkungen leben müssen.

WIE FROH SIND SIE DEMNACH, DASS DIE SAISON 2021/22 WIEDER VOR ZUSCHAUERN AUSGETRAGEN WERDEN KANN?

Alle wissen, dass Fans die Grundlage unseres Handelns und das Rückgrat unseres Clubs sind. Nur mit Fans und deren Unterstützung macht der Sport Sinn und auch Spaß.

HÄTTEN SICH DIE CLUBS ÜBERHAUPT EINE WEITERE SAISON OHNE IHRE FANS ERLAUBEN KÖNNEN?

Diese Frage ist pauschal nicht zu beantworten. In der PENNY DEL gibt es Clubs, die weitaus mehr von den Einnahmen eines Spieltags abhängig sind. Andere sind es weniger. Für uns als Club wäre eine weitere Saison ohne Zuschauer kaum umsetzbar gewesen.

VERSPÜREN SIE EINE NOCH GRÖSSERE SOLIDARITÄT UNTER DEN CLUBS? HAT DIE EXTREME CORONA-SITUATION FÜR EIN NEUES WIR-GEFÜHL IM EISHOCKEY GESORGT?

In den vergangenen 20 Monaten haben wir innerhalb der Liga so viel miteinander gesprochen wie noch nie zuvor. Wir alle brauchen einander, jeder Club ist wichtig für den Fortgang der Liga. Den Gesellschaftern, den Clubs und den Sponsoren–allen geht es um eine positive Zukunft des deutschen Eishockeys. Dafür muss das Eigeninteresse zurückstehen, im Gegenzug müssen die allgemeine Solidarität und das Miteinander in den Vordergrund rücken.

DIE SAP ARENA FÄHRT DERZEIT BEI DEN HEIMSPIELEN DER ADLER DAS 3G-MODELL, MÖGLICH WÄREN LAUT CORONA-LANDESVERORDNUNG ABER AUCH DAS 2G- SOWIE DAS 3G+-MODELL. SIND DAS ZU ERWÄGENDE OPTIONEN ODER HALTEN SIE VORERST AN DER 3G-REGEL FEST?

Die Abwägung ist generell äußerst schwierig. Wir versuchen, verantwortungsvoll mit der gesamten Situation umzugehen. Vorerst werden wir an dem 3G-Modell festhalten. Nichtsdestotrotz müssen wir die Lage sehr genau beobachten und auf entsprechende Entwicklungen reagieren, wenn es nötig ist. Möglicherweise kommt auch der Zeitpunkt, an dem wir verordnungsmäßig gezwungen werden, auf das 2G- oder 3G+-Modell umzustellen.

MIT 7.503 BESUCHERN PRO HEIMSPIEL LIEGT DER ZUSCHAUERSCHNITT HINTER DEN ERWARTUNGEN. WAS SIND IHRER MEINUNG NACH DIE GRÜNDE FÜR DIE SCHLEPPENDE RÜCKKEHR DER FANS? STEHEN DIE CLUBS IM PROFISPORT VOR EINEM ALLGEMEINEN PROBLEM?

Wir dürfen nicht meinen, alles sei wieder wie vor Corona. Das wäre ein großer Fehler und eine naive Denkweise. Die Pandemie hat die Menschen tief getroffen, schwer gezeichnet – sowohl emotional als auch wirtschaftlich. Hinzu kommt eine gewisse Zurückhaltung, was größere Menschenansammlungen betrifft. Auch die Maskenpflicht schreckt viele Menschen ab. Das alles sind nachvollziehbare Gründe und ist sicherlich kein Phänomen, das nur Eishockey oder die Adler beschäftigt. Derzeit leiden alle Sportarten massiv unter der zaghaften Fanrückkehr. Ich habe es eingangs bereits erwähnt, wir werden, wenn Corona erst einmal hinter uns liegt, noch eine ganze Weile mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen haben.

LASSEN SIE UNS ÜBER DIE LAUFENDE SPIELZEIT SPRECHEN. TROTZ EINIGER AUSFÄLLE SIND DIE ADLER HERVORRAGEND IN DIE SAISON GESTARTET, STEHEN NACH 14 ABSOLVIERTEN PARTIEN AUF PLATZ EINS. IN DER CHAMPIONS HOCKEY LEAGUE HAT DAS TEAM DAS ACHTELFINALE ERREICHT. WIE ZUFRIEDEN SIND SIE MIT DEN BISHERIGEN AUFTRITTEN?

Wir haben einen guten Start in die neue Saison hingelegt und gehen vorbildlich mit der teilweise überaus angespannten Personalsituation um. Coaches und Spieler machen einen hervorragenden Job und arbeiten sehr hart für den Erfolg der Mannschaft. In der Champions Hockey League stehen wir in der K.-o.-Runde. Auf die Herausforderung gegen Frölunda freuen wir uns genauso wie auf die nächsten Aufgaben in der PENNY DEL.

MIT SZWARZ, RENDULIC, DAWES, ISKHAKOV – UM NUR EINIGE DER NEUZUGÄNGE ZU NENNEN – HABEN DIE ADLER SPIELER MIT KLANGVOLLEN NAMEN UNTER VERTRAG GENOMMEN. WELCHER NEUZUGANG HAT SIE BISLANG AM MEISTEN BEGEISTERT?

Wir haben eine gute Mannschaft, die miteinander harmoniert und gut zusammengestellt ist. Das Kollektiv ist immer wichtiger als der Einzelspieler. Nur als Team werden wir erfolgreich sein. Deshalb möchte ich auch keinen einzelnen Spieler hervorheben. Ich erfreue mich an dem starken Kollektiv, das wir in der Kabine sitzen haben.

GESCHÄFTSFÜHRER MATTHIAS BINDER HAT ZU SAISONBEGINN VOM STÄRKSTEN ADLER-KADER DER GESCHICHTE GESPROCHEN. EXPERTEN UND KENNER DER SZENE SPRECHEN SOGAR VOM STÄRKSTEN KADER, DEN DIE LIGA JE GESEHEN HAT. WAS IST DEN ADLERN IN DIESER SPIELZEIT ZUZUTRAUEN?

Wir sind gut beraten, sportlich nur auf uns zu schauen und unsere Stärken sowie Qualitäten Woche für Woche abzurufen. Wir haben eine starke Mannschaft, daran zweifelt niemand. Die Truppe muss aber auch als Mannschaft auftreten, was sie bislang hervorragend umgesetzt hat. Wenn wir fokussiert und konzentriert bleiben, gleichzeitig aber mit Spaß und einer gewissen Lockerheit zu Werke gehen, können wir eine erfolgreiche Saison erleben.

DIE ENTWICKLUNG IN DER DEL IST ÜBERAUS POSITIV, GUTE SPIELER FINDEN IMMER HÄUFIGER DEN WEG NACH DEUTSCHLAND. WIE BEWERTEN SIE DIE GESTIEGENE ATTRAKTIVITÄT DER PENNY DEL?

Die PENNY DEL ist eine sehr gute Liga. Die verbesserte Nachwuchsarbeit des Verbandes und der Clubs trägt immer mehr Früchte, das zeigt sich an der immer größer werdenden Zahl an talentierten jungen Spielern. Dadurch rückt natürlich auch die Liga stärker in den internationalen Fokus, was sie auch für ausländische Spieler interessant macht.

DAS DEL WINTER GAME IN KÖLN, DAS AM 01.01.2022 ZWISCHEN DEN HAIEN UND DEN ADLERN AUSGETRAGEN WIRD, WIRFT BEREITS SEINE SCHATTEN VORAUS. WIE GROSS IST BEI IHNEN DIE VORFREUDE AUF DIESES EVENT, UND AUF WAS FÜR EIN SPIEL DÜRFEN SICH DIE ZUSCHAUER AM NEUJAHRSTRAG EINSTELLEN?

Das Winter Game ist ein großes Highlight, und wir freuen uns sehr, dass uns die Kölner Haie als Gegner für dieses Event ausgesucht haben. Wir wissen aus eigener Erfahrung, was die Organisation eines solchen Spiels bedeutet. Der Aufwand ist es in meinen Augen jedoch allemal wert, dann damit zeigt man ein gewisses Alleinstellungsmerkmal für die Sportart Eishockey. Zudem unterstreicht es das Potenzial, über das die Clubs und die Liga verfügen.