Seit 2017 fungiert Jan-Axel Alavaara als Manager bei den Adlern, hat vor der aktuellen Saison seinen auslaufenden Vertrag nochmals um drei weitere Jahre verlängert. Im Interview spricht der ehemalige Verteidiger über seine Vorsätze und Wünsche für 2022, die nächsten Jahre bei den Adlern und die Chancen für die DEB-Auswahl bei den Olympischen Spielen. AXEL, WEIHNACHTEN LIEGT HINTER UNS, DAS NEUE JAHR HAT BEGONNEN. WAS SIND DEINE WÜNSCHE FÜR 2022, SOWOHL PERSÖNLICH ALS AUCH FÜR DIE ADLER? Ich möchte gerne viel Zeit mit meiner Familie verbringen und hoffe für meine Frau und meine Kinder, dass sie ein gesundes Jahr vor sich haben. Mit Blick auf die Adler wünsche ich mir, dass wir bald wieder vor Publikum spielen können. Eishockey ohne Zuschauer macht keinen Spaß, es ist nicht wirklich schön, wenn man auf den Rängen noch hört, was die Schiedsrichter oder Spieler auf dem Eis reden.

UND DEINE VORSÄTZE?

Ich lebe ein recht gesundes Leben, mache ausreichend Sport, von dieser Seite aus gibt es daher wenig, was ich ändern würde. Hoffentlich bleibe ich so diszipliniert, in der körperlichen Verfassung, diesen Dingen im selben Umfang und Ausmaß nachgehen zu können. Ansonsten hilft eine ordentliche Portion Gelassenheit in so gut wie jeder Situation.

FAST ZWEI DRITTEL DER HAUPTRUNDE SIND ABSOLVIERT. WIE FÄLLT DEIN FAZIT AUS?

Ein Zwischenfazit ist in dieser Saison sehr schwierig. Wir haben unglaubliches Verletzungspech, haben immer wieder ein paar Corona-Fälle im Team. Kaum sieht es nach Besserung aus, bekommen wir die nächste Hiobsbotschaft. Ich bin aber insgesamt sehr zufrieden, wie viele Punkte wir trotz des oftmals kleinen Kaders holen konnten. Großen Anteil daran haben unsere beiden Torhüter Dennis Endras und Felix Brückmann. Beide halten überragend. Unter dem Strich standen wir auch in der Verteidigung sehr gut. Im Angriff hat man am ehesten gemerkt, dass uns die Ausfälle Kraft kosten. Hier hat manchmal das letzte Quäntchen für einen Treffer gefehlt.

GIBT ES UNTER ALL DEN SPIELERN EINEN, DER DIR BESONDERS GUT GEFÄLLT ODER DER DICH EVENTUELL ÜBERRASCHT HAT?

Korbinian Holzer füllt seine Rolle als Führungsspieler absolut aus. Das ist keine Überraschung, aber er ist ein ungemein wichtiger Baustein unserer Mannschaft. Wenn er nicht funktionieren würde, hätten wir ein großes Problem. Als Überraschung würde ich Luca Tosto sehen. Er hat schon sehr viele Einsätze bei uns bekommen und hat über die gesamte Saison überzeugen können. Dank seiner läuferischen Fähigkeiten hat er die Chance, sich auch in der DEL festzubeißen.

RUND UM WEIHNACHTEN UND DEN JAHRESWECHSEL WERDEN TRADITIONELL DIE ERSTEN VERTRÄGE ANGEPACKT. WIE IST DER STAND DER DINGE?

Es findet aufgrund der Corona-Pandemie alles etwas später statt. Wir haben noch kein finales Budget für die kommende Saison, da niemand weiß, wie lange wir ohne Zuschauereinnahmen auskommen müssen. Die Spielerberater haben für diese Situation Verständnis. Gleichzeitig erhöht die Schweiz die Kontingentstellen, was für zusätzliche Konkurrenz sorgt. Zumindest was die Top-Ausländer anbelangt.

UND WIE SEHR NIMMT DIE PANDEMIE NOCH EINFLUSS AUF DEINE ARBEIT ALS MANAGER?

Bisher konnte ich uneingeschränkt reisen, aber es wird aktuell immer schwieriger, Spiele live anzuschauen. Und wenn das nicht geht, dann werde ich Spiele eher am Computer angucken. Damit tue ich mir aber nicht so leicht. Ich bekomme ein besseres Bild von dem Spieler, wenn ich ihn drei, vier Mal live erlebe. Ich bin froh, dass wir über unser Scoutingnetzwerk, das wir in den vergangenen Jahren ausgebaut haben, immer noch ein gutes Bild von den Jungs haben, die auf dem Markt sind oder zeitnah kommen.

APROPOS DEINE ARBEIT: DU STEHST KURZ VOR DER VOLLENDUNG DEINES VIERTEN JAHRES ALS MANAGER BEI DEN ADLERN. WIE HAST DU DICH IN DIESER ZEIT VERÄNDERT, WELCHE ERFAHRUNGEN KAMEN HINZU?

Ich habe Geduld gelernt. Alles braucht seine Zeit. Ideen durch- und umzusetzen, funktioniert nicht über Nacht. Man muss mit vielen Leuten viele Gespräche führen. Und dabei geht es nicht um fundamentale Veränderungen, sondern um Detailfragen. Auch der Aufbau der Kooperation mit Heilbronn hat Zeit gebraucht. Corona macht natürlich alles noch schwieriger.

WIE HABEN SICH DIE ADLER IN DIESER ZEIT ENTWICKELT?

Diese Frage kann ich nicht so leicht beantworten, da ich nicht zu 100 Prozent weiß, wie es bei den Adlern vor vier Jahren genau ausgesehen hat. Ich bin mir sicher, dass wir anders trainieren. Dass wir härter trainieren, dass unser Sommertraining ausgebaut wurde, dass wir uns mehr um die Details kümmern. Wir haben auch einen größeren Fokus auf die individuelle Entwicklung der Spieler gelegt. Die Teams in der DEL sind leistungsmäßig alle wahnsinnig nah aneinander dran. Da machen Kleinigkeiten, wenige Prozentpunkte den Unterschied.

UND DAS DEUTSCHE EISHOCKEY ALLGEMEIN?

Die Nachwuchsförderung. Die U23-Regelung hilft vor allem vor dem Hintergrund, dass unsere Talente mehr daran gewöhnt sind, gegen Männer zu bestehen. Das U20-Spiel bei der leider abgebrochenen WM in Edmonton gegen Tschechien hat gezeigt, wie körperlich robust die deutschen Nachwuchsspieler geworden sind. Mehr und mehr Trainer und Vereine haben mehr Vertrauen in den eigenen Nachwuchs. Und die Jungs wiederum bringen Energie mit und beweisen, dass sie bereit sind.

WAS SIND DIE ENTSCHEIDENDEN SCHRITTE FÜR DIE NÄCHSTEN JAHRE?

Wir müssen unseren Weg weitergehen, dürfen uns nicht von kleineren Rückschlägen entmutigen lassen und müssen weiter auch auf die Kleinigkeiten achten. Der gesamte Club muss hart auf und neben dem Eis arbeiten, muss gemeinsam eine Richtung einschlagen.

DIE OLYMPISCHEN SPIELE STEHEN VOR DER TÜR, DIE DEL PAUSIERT. DU SICHER NICHT, ODER?

Geplant sind mehrere Reisen. Die NHL und die AHL bleiben wohl im Spielbetrieb, Schweden möglicherweise auch. Es wäre sinnvoll, sofern es die Bestimmungen zulassen, für mehrere Wochen diese Länder aufzusuchen und dort zu scouten.

WIE SCHÄTZT DU DIE CHANCEN DER DEUTSCHEN NATIONALMANNSCHAFT EIN?

Gut. Schon die letzte Weltmeisterschaft hat gezeigt, dass Deutschland gut gegen die anderen Topnationen mithalten kann, auch ohne die NHL-Spieler. Toni Söderholm leistet hervorragende Arbeit, und ich sehe keinen Grund, warum Deutschland nicht wieder bis ins Halbfinale kommen sollte.