Gerade die Ernährung von Welpen stellt die neuen Hundeeltern vor große Herausforderungen. Warum ist das so? Bettina Schmitt: Als frischgebackene Hundeeltern möchte man seinem neuen Familienmitglied den bestmöglichen Start ins Leben geben. Schließlich stellt man im ersten Lebensjahr eine wichtige Weiche für ein langes und möglichst gesundes Hundeleben. Die schlimmste Horrorvorstellung für Hundeeltern wäre: eine Mangelversorgung des Welpen. Genau darauf zielt oft die Fertigfuttermittelindustrie ab: der Welpe muss zwingend jeden Tag haargenau die Nährstoffe bekommen, die er braucht. Doch das ist völlig an der Natur vorbei. Dann hat man auch noch die Qual der Wahl: Nass-, Trocken-, halbfeuchtes Futter oder doch BARF?

Worauf muss ich achten, wenn ich einen Welpen roh (BARF) und natürlich möglichst ausgewogen ernähren will?

Bettina Schmitt: BARF für Welpen unterscheidet sich ein wenig von BARF für erwachsene Hunde. So sollte bei Welpen alle Bedarfswerte innerhalb einer Woche gefüttert werden.

Es macht keinen Sinn, die komplette Knochenration auf einmal zu geben. Ebenso ist es aber auch nicht zwingend nötig, jeden Tag eine kleinere Menge Knochen zu füttern. Beim Welpen gilt wie bei adulten Hunden das Beutetierprinzip. Jedoch bekommen Welpen in der Regel die dreifache Menge an Futter und Nahrungsergänzungen wie ein adulter Hund. Das macht deutlich, dass der Welpe somit die dreifache Menge an Nährstoffen zu sich nimmt, wie ein ausgewachsener Hund. Der Welpe hat schließlich einen Aufbaubedarf, der erwachsenen Hund einen Erhaltungsbedarf. Die ersten Wochen stehen zudem ganz im Zeichen der oralen Toleranz. Ein Fertigfutter besteht aus unzähligen Komponenten, oftmals auch mehrere Proteinquellen gemischt. Mit BARF kann ich ganz bewusst nach und nach verschiedene Proteinquellen nach dem Beutetierprinzip füttern und den Hund somit eine vernünftige orale Toleranz kennenlernen lassen, was Allergien vorbeugt.

Kleine oder große Rasse – auf was muss ich beim Futter achten?

Bettina Schmitt: BARF unterscheidet nicht zwischen großen und kleinen Rassen. Das Beutetier Prinzip ist da eindeutig. Jedoch bevorzugen viele Hundebesitzer von kleinen Rassen eher zerkleinertes (gewolftes) Fleisch, während Besitzer von großen Rassen eher stückiges Fleisch füttern.

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Zuckersüß – und gesund: Damit das so bleibt, muss bei jungen Hunden besonders auf die Ernährung geachtet werden. BILD: 5SECOND - STOCK.ADOBE.COM
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Ernährungsexpertin: Bettina Schmidt. BILD: BETTINA SCHMIDT


Welche Zusätze sind für junge Hunde sinnvoll?

Bettina Schmitt:
Alle Hunde benötigen in der Regel folgende Zusätze: Ein Omega 3-6-9 Öl. Mit Omega 3 gleichen wir den Überschuss vom Omega 6 im Fleisch aus. Dabei sind tierische Quellen an Omega 3 zu bevorzugen, sie bestehen aus direkt für den Hund verfügbaren EPA und DHA.* Diese sind essentiell, das bedeutet, dass der Hund sie nicht selbst herstellen kann und sie über das Futter hinzugefügt werden müssen. Omega 6 ist zwar auch im Fleisch enthalten, jedoch hat Borretsch-Öl einen starken Bezug zur Haut. Vitamin E wird deshalb benötigt, weil unter der Gabe von Omega 3 der Bedarf an Vitamin E steigt. Dorsch-Lebertran versorgt den Hund mit Vitamin A und D. Vitamin D wird unbedingt benötigt damit der Hund aus dem Knochen im Futter das Calcium aufnehmen kann. Seealgenmehl sorgt mit seinem Jodgehalt für eine gesunde und funktionierende Schilddrüse. Die Schilddrüse ist an nahezu allen Stoffwechselvorgängen beteiligt wie Fettstoffwechsel, Fertilität, gesundes Wachstum, Thermoregulation und vieles mehr. Bei Welpen empfehle ich zusätzlich Hagebuttenschalenpulver. Dieses beinhaltet Vitamin C in natürlichster Form. Damit stärkt man das Immunsystem des Welpen, der nach dem Einzug ins neue Zuhause mit vielen neuen Bakterien und auch Eindrücken in Kontakt kommt.

Was sollte vermieden werden?


Bettina Schmitt: Wildes durcheinander füttern aller möglichen Proteinquellen, das wieder in Bezug auf die orale Toleranz. Zu viele Knochen füttern! Eine Hyperkalzämie ist ebenso schlecht wie eine Hypokalzämie. Ich empfehle auch nicht einfach drauf los zufüttern, denn bestimmte Gesetzmäßigkeiten sind bei BARF unabdingbar! Hier empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit einem Ernährungsberater mit Fachrichtung BARF.

Ist Fertigfutter die bessere Wahl oder wo liegen die Vorteile der Rohernährung bei jungen Tieren?

Bettina Schmitt: Auch hier nochmals das Stichwort: orale Toleranz. Ein Fertigfutter besteht aus ganz vielen einzelnen Stoffen. BARF besteht aus einer einzigen Proteinquelle, Gemüse, Obst, 3-6-9 Öl, Dorsch Lebertran und Seealge sowie Hagebutte - das macht sechs Komponenten. Somit weiß ich ganz genau, was mein Welpe zu fressen bekommt und kann sofort erkennen, was der junge Hund nicht verträgt. Nach und nach fügt man weitere Proteinquellen hinzu und erweitert so die orale Toleranz. Interview: Swenja Knüttel

* EPA und DHA sind Teil der Zellmembran und unterstützen eine normale Blutgerinnung und ein gesundes Immunsystem. 
  

Wenn ein Welpe einzieht, müssen die Hundeeltern vieles beachten. Ein Schwerpunkt ist dabei die richtige Ernährung. Denn sie ist die Voraussetzung für eine optimale Entwicklung. Pfötchen hat sich mit Bettina Schmitt, einer zertifizierten Ernährungsberaterin nach Swanie Simon, über die Fütterung von Welpen unterhalten.