Frau Strahonja, als Sie 2019 das Innovationsfestival innomake! ins Leben gerufen haben, gab es durchaus auch kritische Stimmen, die Sinn und Notwendigkeit in Frage gestellt haben. Jetzt läuft bereits die vierte Auflage. Wie fällt Ihre bisherige Bilanz der Festival-Reihe aus?
Die Bilanz fällt absolut positiv aus. An der ständig wachsenden Resonanz und der Qualität der Diskussionen merken wir, dass wir mit dem Fokus „nachhaltige Innovationen" zur richtigen Zeit das richtige Thema gesetzt haben. 2019 waren wir die erste Stadt in Deutschland, die eine Plattform für die Frage geschaffen hat, wie Innovationen auch für Umwelt und Gesellschaft einen Mehrwert bieten können. Heute ist das Thema allgegenwärtig und bei innomake! engagieren sich immer mehr Menschen und Unternehmen, die an Ideen und Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft arbeiten. Das Festival ist das ideale Format dafür.

Welche Rolle nimmt innomake! mittlerweile mit Blick auf das Marketing für die Stadt ein?
Welche Rolle nimmt innomake! mittlerweile mit Blick auf das Marketing für die Stadt ein? Eine durchaus wichtige Rolle. Als Innovations- und Gründerstadt haben wir auch den Anspruch, immer einen Schritt vorweg zu gehen. Das liegt in unserer DNA. Das zeigt sich an den vielen Innovationen aus Wirtschaft und Technik, aber auch den Bereichen Soziales und Kultur. Auch kommunizieren wir überregional die Pionierrolle Mannheims bei der lokalen Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele. Mit prominenten Teilnehmern wie 2019 dem „brand eins“-Journalisten Wolf Lotter, 2020 dem Soziologen Dr. Harald Welzer oder in diesem Jahr dem norwegischen Wirtschaftsphilosophen Anders Indset erzielen wir nicht nur Aufmerksamkeit und Reichweite, wir setzen auch inhaltlich relevante Impulse. Aber was für Mannheim einzigartig ist: Wir haben hier auch das passende Ökosystem und die Umsetzungskompetenz mit Weltunternehmen, einem starken Mittelstand, der Start-up-Szene und letztendlich auch der Kreativwirtschaft.

innomake! gilt bereits heute als führendes Festival für nachhaltige Innovation im deutschsprachigen Raum. Vom „Mannheimer Modell" ist in diesem Zusammenhang sogar die Rede. Was genau steckt dahinter?
Ich freue mich sehr, dass dieser Begriff von den Medien ins Spiel gebracht wurde, denn es unterstreicht, dass es eine logische Konsequenz ist, ein Festival dieser Art in der Ideen- und Innovationsstadt Mannheim zu initiieren. Unser Grundgedanke war ja von Anfang an: Wir bringen mit innomake! Menschen in der inspirierenden Umgebung unserer Stadt zusammen, um Lösungen für die Probleme von morgen zu finden. Mit dem Festival haben wir jetzt eine Plattform für den Diskurs, wie die Städte der Zukunft aussehen können.

Wenn Sie für Mannheim die Werbetrommel rühren, sprechen Sie gerne vom hiesigen Machertum. Woran machen Sie das fest? 
Um beim Beispiel innomake! zu bleiben: Bei diesem Festival wird nicht nur geredet, sondern tatsächlich gemacht! Impulse aus den Workshops werden zu konkreten Projekten entwickelt und in diesem Jahr bei den Veranstaltungen in Mannheim tätige Unternehmen wie beispielsweise Roche, die MVV, Südzucker, Siemens oder Essity stellen sehr konkrete und teilweise schon realisierte Innovationen vor, um die aktuelle urbane Transformation nachhaltig zu gestalten.

Nachhaltigkeit ist das Schlagwort der Stunde, das schon fast inflationär verwendet und dadurch möglicherweise auch verwässert wird. Was ist für Sie konkret nachhaltig?
Nachhaltig bedeutet für mich, dass Innovationen nicht nur technisch einen Vorteil oder Mehrwert bieten, sondern unbedingt auch sozial, kulturell und ökologisch. Ganz konkret freue ich mich, dass es uns gelungen ist, mit dem Festival selbst Nachhaltigkeit zu beweisen. Trotz der Schwierigkeiten in der Corona-Zeit haben wir das Festival durch eine hybride Veranstaltungsstruktur weiter veranstalten und weiterentwickeln können. Das war auch eine wertvolle Lerngeschichte zur Transformation.

Leitmotiv des diesjährigen innomake!-Festivals ist die urbane Transformation. Wie sieht für Sie die gesunde und mobile Gesellschaft in einer nachhaltigen Stadt aus? Und wie weit ist Mannheim hier bereits aus Ihrer Sicht?
 Ob Energieversorgung, nachhaltige Mobilität oder begrenzte Ressourcen - es findet gerade ein Wandel in vielen Bereichen des städtischen Lebens statt. Bei innomake! stellen Unternehmen, Startups und Akteurinnen und Akteure aus der Stadtgesellschaft Ideen und Projekte vor, die uns alle im täglichen Leben betreffen: Da geht es um Lösungen für eine nachhaltige Verkehrswende, über die intelligente Energieversorgung von Gebäuden bis hin zu klimagerechter Ernährung oder zirkulären Wirtschaftsprozessen. Alle Veranstaltungen laden zum Mitreden ein, das Festival hat den Anspruch, die gesamte Stadtgesellschaft zu aktivieren.

Auf welchen Themenschwerpunkt beim diesjährigen Festival freuen Sie sich besonders?
Ein Höhepunkt des diesjährigen Festivals ist die Initiierung des Mannheimer „FutuRaums". Ich freue mich, dass dieser Dialog- und Begegnungsort in der Stadt entsteht. In den kommenden Jahren sollen hier städtische Zukunftsthemen gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern erarbeitet werden. Ein Beispiel dafür ist die Frage, wie die Mannheimer Innenstadt weiter attraktiv und lebendig bleibt. STEFAN WAGNER