In nur vier Jahren hat sich das Mannheimer Start-up osapiens zum globalen Mittelständler der IT-Branche entwickelt. Der Erfolg kam schnell, weil osapiens eine Lösung zu einem globalen Problem entwickelt hat: Transparenz und Risikomanagement bei Lieferketten für Unternehmen - denkbar einfach gemacht. Schon jetzt ist osapiens mit mehr als 115 Mitarbeitenden für rund 200 Unternehmen aus mehr als 40 Ländern im Einsatz.

Die Gründer Alberto Zamora (45), Stefan Wawrzinek (40) und Matthias Jungblut (35) gründeten 2018 ein Beratungsunternehmen, um optimierte Lösungen im Bereich des Lieferketten-Managements zu entwickeln. Doch die Geschäftsführer merkten schnell, welches gewaltige Potential in der zielgenauen Analyse und Optimierung solcher Prozesse liegt. Mit dem,, osapiens Hub" haben sie eine digitale Cloud-Plattform entwickelt, die ihren Kunden zwischen Künstlicher Intelligenz, Machine Learning und Track & Trace-Lösungen eine individualisierbare Lösung bietet, die eigenen Lieferketten bis ins kleinste Detail hinein zu studieren und anzupassen.

Die Softwarelösungen sammeln Informationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette vom Rohmaterial über das fertige Produkt bis zum Verkauf an den Endkunden, ebenso über Ereignisse außerhalb des Produktionsprozesses. All diese Informationen und deren von KI-gestützte Beurteilung helfen nicht nur besser, sondern auch nachhaltiger, zeit- und kostensparender zu planen.

Für seine Leistung und vor allem Wachstum wurde das Start-up in diesem Jahr für den Deutschen Gründerpreis nominiert - und gewann in der Kategorie „Aufsteiger". Vor allem die Corona-Pandemie wirkte bei Unternehmen wie osapiens wie ein Beschleuniger der ohnehin erwünschten und geplanten Geschäftsentwicklung. Die Kunden des erfolgreichen Start-ups reichen mittlerweile vom Großhändler bis zum Mode-Unternehmen, vom Maschinenbau bis hin zu Luxusgüter-Herstellern. Betroffene Unternehmen haben schnell den Mehrwert erkannt, den Transparenz und Vorhersehbarkeit entlang der Lieferkette bringen.

Hier legt nun auch die Gesetzgebung nach: Mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) verpflichtet die Bundesregierung ab Januar 2023 Unternehmen, Transparenz in ihre Lieferketten zu bringen. Sie sollen durch individuelle Risikoanalysen und umfangreiche Dokumentation dazu beitragen, die Verletzung von Menschenrechten zu bekämpfen und die Einhaltung des Umweltschutzes entlang der Lieferkette zu gewährleisten. osapiens hat hierzu in Kooperation mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) 2022 eine Befragung von rund 1000 deutschen Unternehmen durchgeführt. "Auch wenn Unternehmen insgesamt das LkSG positiv bewerten, stehen sie mit der innerbetrieblichen Umsetzung doch vor enormen Herausforderungen", sagt Alberto Zamora, CEO und Mitgründer von osapiens. Er und seine Mitgründer sehen großen Handlungsbedarf. Denn trotz der Erkenntnis, dass der Einsatz digitaler Technologien und damit die Automatisierung: relevanter Lieferkettenprozesse für die Umsetzung des LkSG äußerst hilfreich sind, stehen Unternehmen in diesem Bereich über alle Branchen hinweg noch ganz am Anfang. ,,Wie sollen Unternehmen mit 20 000 Lieferanten ohne digitale Lösung, rein manuell, den gesetzlichen Vorgaben des LkSG Folge leisten? Für sie ist die Herkules-Aufgabe einer individuellen Risikoanalyse und kontinuierlichen Berichterstattung allein softwaregestützt möglich“, so Zamora.

osapiens arbeitet bereits seit 2021 mit ausgewählten Kunden und einer Rechtsanwaltskanzlei an einer speziell auf die Anforderungen des LkSG zugeschnittenen Softwarelösung. Für die Weiterentwicklung der ,,osapiens HUB-supplier os" werden daher die Ergebnisse und Erkenntnisse der durchgeführten Umfrage eine entscheidende Rolle spielen.

In ihrer neuesten strategischen Partnerschaft wagen sich die drei Gründer auf ganz spezielles Terrain. Mit dem Anbieter von Verstärkungsmaterialien Rhenoflex aus Ludwigshafen bringt osapiens Hardware und Software zusammen, um der Schuhindustrie neue Lösungen anzubieten. Die Anforderungen in dieser Branche sind hoch, auch aufgrund von Regulierungen durch die EU-Kommission. Die Digitalisierung bietet aber viele Chancen, um mit den neuen Herausforderungen umzugehen. Durch die Software-as-a-Service-Lösungen von osapiens ist es zum Beispiel möglich, den digitalen Zwilling eines Schuhs zu entwickeln. Das bietet zahlreiche Vorteile für den Hersteller, aber auch für die Konsumenten. Ein sogenannter RFID-Chip, der in ein von Rhenoflex hergestelltes Verstärkungsmaterial eingebracht ist, wird in die Hinterkappe des Schuhs eingebaut. Somit wird jedes Produkt entlang der Lieferkette zudem eindeutig identifizierbar gemacht, von der Entstehung bis zum Recycling. SOPHIA ZANG