Zum internationalen Tag der Pflege am 12. Mai betont Yvonne Dintelmann (kleines Bild), Pflegedirektorin am Universitätsklinikum Mannheim, den „Berufsstolz“ der Profession Pflege. Der Tag erinnert an den Geburtstag der britischen Krankenpflegerin und Pionierin der modernen Krankenpflege, Florence Nightingale. Pflegerinnen und Pfleger sind eine tragende Säule unserer Gesundheitsversorgung.BERUFSSTOLZ – WAS IST DAS UND WIE KÖNNEN PFLEGEKRÄFTE IHN ZEIGEN?Yvonne Dintelmann: Wir Pflegekräfte sind leider oft sehr gut darin, vor allem die Schattenseiten unseres Berufs zu betonen. In der Pflegeausbildung lernen wir, die pflegerischen Defizite bei Patienten zu erkennen – sehen daher häufig, was nicht geht, und verlieren so manchmal den Blick auf die Dinge, die gut funktionieren. Natürlich betreuen wir unsere Patienten rund um die Uhr und auch am Wochenende. Darum sind Schichtdienste und Wochenendarbeit einfach unausweichlich. Und durch den Fachkräftemangel kommt es immer wieder einmal zu Personalengpässen, die wir auffangen müssen. Das ist nicht immer leicht und fordert eine hohe Einsatzbereitschaft der Kollegen, besonders in der Pandemie. Ich will aber, dass wir den Pflegeberuf nicht zerreden, sondern im Gegenteil die Lichtseiten des Pflegeberufs stärken und diesen wunderschönen Beruf attraktiv nach Außen für neue Kolleginnen und Kollegen darstellen.

Mehr Berufsstolz fordert die Mannheimer Pflegedirektorin Yvonne Dintelmann im MM-Interview-2

WIE SOLL DAS GEHEN?

Dintelmann: Zum Beispiel durch intelligente Lösungen: Wir wollen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht ungeplant zur Arbeit rufen– nur, weil ein Kollege ausfällt. Darum haben wir am Universitätsklinikum einen Pflege-Pool mit rund 50 Mitarbeitern eingerichtet, die immer dort einspringen, wo sie gerade gebraucht werden. Das entlastet die Stationsmitarbeiter bei unvorhergesehenen Ausfällen oder Erkrankungen sehr. Im Gegenzug haben die Pool-Mitarbeiter feste Arbeitszeiten, die sie selbst wählen können, oder bekommen alternativ eine attraktive Zulage zu ihrem Gehalt. Außerdem lernen sie viele unterschiedliche Bereiche kennen und können sich so fachlich stark weiterentwickeln. Insgesamt haben wir es uns zum Ziel gesetzt, die Arbeitsbedingungen in der Pflege zu verbessern. Das gelingt uns noch nicht immer und überall, aber wir werden nicht aufhören, daran zu arbeiten!

WELCHE ROLLE SPIELT DIE FACHLICHE WEITERENTWICKLUNG FÜR DEN BERUFSSTOLZ?

Dintelmann: Fortbildung, Weiterbildung und Aufstiegsmöglichkeiten sind für die Festigung des Berufsstolzes extrem wichtig. Darum bieten wir unseren Pflegekräften sehr viele Weiterbildungsmöglichkeiten an unserer eigenen Akademie an. Das reicht von Fachweiterbildungen, etwa zur Intensivpflege, zur Stationsleitung oder zur Wundexpertin, über regelmäßige Fortbildungen, zum Beispiel zu Aromatherapie oder Kinaesthetics bis hin zu einem Pflege-Studium in Kooperation mit Hochschulen. Diese Qualifizierungen helfen uns, immer das neueste Wissen in unserem Beruf zu erlernen und anzuwenden. So können wir unsere Patienten noch besser betreuen – auch mit modernsten technischen Geräten und Hilfsmitteln – und die Erfolge der Pflege messen und darstellen.

WIRD DIE PFLEGE ZU EINEM TECHNISCHEN BERUF?

Dintelmann: In der modernen Krankenpflege kommt Technik, Fachwissen und Menschlichkeit zusammen. Wir wollen unsere Pflegekräfte mit technischen Lösungen und IT von notwendigen Dokumentationspflichten entlasten und ihnen mehr Zeit für die Arbeit mit den Patienten geben. Dass dabei an einem Universitätsklinikum modernste Medizintechnik zum Einsatz kommt, versteht sich von selbst und macht den Beruf anspruchsvoller und attraktiver. Dabei legen wir großen Wert auf einen persönlichen und menschlichen Umgang mit unseren Patienten – Empathie ist und bleibt eine Schlüsselqualifikation des Pflegeberufs.

WIRD DIE BEDEUTUNG DER PFLEGE IN ZUKUNFT EHER ZU- ODER ABNEHMEN?

Dintelmann: Die Pflege wird ganz sicher auch in Zukunft noch wichtiger werden. Sehen sie mal: Patienten müssen heute viel weniger Zeit im Krankenhaus verbringen als noch vor einigen Jahren. Bei einer großen Operation an Leber oder Darm waren lange Klinikaufenthalte von drei bis vier Wochen üblich, heute können die Patienten oft schon nach einer guten Woche wieder nach Hause. Das ist zum Teil auf neue, minimalinvasive Operationsmethoden zurückzuführen – aber auch auf eine aktivierende Pflege und professionelle Krankenbeobachtung der Patienten. Das zeigt, dass sich das Berufsbild der Krankenpflege stark gewandelt hat: Heute kommt es sehr darauf an, in kürzester Zeit den Patienten und seinen Genesungsprozess, aber auch eventuelle Rückschläge, sehr genau zu beobachten und daraus im Team mit Ärzten und Therapeuten die richtigen Maßnahmen abzuleiten. Das gelingt uns durch aktuelles Pflege-Fachwissen, Berufserfahrung und die Nähe zum Patienten, die die Pflege schon immer auszeichnet. Und darauf können wir zu Recht stolz sein! UMM

40 Meter

„Danke“ an die Pflege

Mit einem 40 Meter langen Riesenbanner bedankt sich das Universitätsklinikum Mannheim zum „Tag der Pflege“ bei seinen über 1700 Pflegekräften: Das Transparent zieht sich am Zaun der Universitätsmedizin an der vielbefahrenen Friedrich-Ebert-Straße (B38) entlang. Darauf steht in rund einen Meter hohen Lettern: „Wir danken unseren Pflegenden von Herzen und sind stolz auf unser starkes und professionelles Team – 12. Mai: Tag der Pflege“.

Das Universitätsklinikum Mannheim baut seine Pflege weiter aus und stellt dazu Pflegekräfte aller Fachrichtungen ein. Auch die Teams der topmodernen Intensivstationen suchen neue Kolleginnen und Kollegen zur Verstärkung: www.pflege-umm.de. UMM