Johannes, als Ihr vor fünf Jahren mit Snocks gestartet seid: Hast Du Dir den heutigen Erfolg vorstellen können?Johannes Kliesch: Als wir 2016 online gegangen sind, war es für uns zwei Studenten absolut crazy, gleich im ersten Monat einen fünfstelligen Umsatz zu haben. Und wir haben uns einfach nur gefragt: Hey, was geht denn da ab?Und was genau ging da ab?Kliesch: Mein Cousin Felix hatte Amazon FBA entdeckt – ein E-Commerce-Geschäftsmodell, bei dem Amazon die Logistik und einen Großteil des Kundenservices übernimmt. Wir haben uns dann krass mit der Thematik auseinandergesetzt, alle möglichen Podcasts gecheckt und nach drei Tagen waren wir uns einig: Das wollen wir machen!Wer kam auf die Idee mit den Socken?Kliesch: Als Student habe ich damals schon sehr gutes Geld verdient mit dem An-und Verkauf von teuren Sneakern. Da habe ich gelernt, dass Leute sehr viel Geld für Schuhe bezahlen, aber Socken offenbar möglichst billig bei Primark, H&M oder Zara kaufen. Beim Feiern hier in Mannheim haben wir überlegt, was wir zusammen auf die Beine stellen können und dann gesagt: Hey, lass’ uns geile Socken auf Amazon verkaufen!Ein Amazon-Shop mit Socken allein erklärt ja noch nicht Euren Erfolg. Was habt Ihr anders gemacht als andere Startups?Kliesch: Wie hatten zweifellos auch Glück. Aber unser großer Vorteil war es, dass wir als Banker wussten, wie man ein Unternehmen finanziert. Als wie gegründet haben, arbeiteten wir bei der VR Bank Rhein-Neckar und absolvierten ein duales Studium. Schon damals waren wir so gute Geschäftsleute, dass wir keine Liquiditätsprobleme kannten. Mit 4.000 Euro privatem Geld sind wie gestartet, ganz ohne Investor. Später haben wir dann 50.000 Euro Kredit aufgenommen und sind all-in gegangen.Ihr seid „Digital Natives“ – also in einer digitalen Welt groß geworden. Ist das der entscheidende Vorteil für Gründerinnen und Gründer Eurer Generation?Kliesch: Ja, klar, wir haben schon früh unsere Erfahrungen im Netz gesammelt und viel ausprobiert. Felix hat zuerst Online-Poker gemacht und sich damit eine Weltreise verdient. Ich habe ein Online-Trinkspiel gestartet und hatte bereits 25 000 Downloads, bis ich leider feststellen musste, dass man damit nicht wirklich Geld verdienen kann. Mit Snocks war das plötzlich anders. Deshalb habe ich damals beschlossen, mein gerade begonnenes Master-Studium zu beenden, um mich voll auf das Projekt zu fokussieren.

Heute beschäftigt Ihr über 60 Mitarbeitende und macht Millionenumsätze. Was ist Eure Erfolgsformel?

Kliesch: Ganz einfach: Wie leben mit Snocks unseren Traum! Wir haben Spaß daran, immer neue Produkte zu launchen wie zum Beispiel die Boxer-Shorts – die sind inzwischen unser erfolgreichstes Produkt. Mit aktuell 60 Vollzeit-Mitarbeitenden entwickeln wir ständig neue Ideen. Und das Beste ist: Wir haben immer noch kein Investor drin, die Firma gehört uns allein.

Offenbar seid Ihr noch nicht ganz ausgelastet. Zusätzlich habt ihr noch eine Beratungsfirma und ein eigenes Snocks-Café in Mannheim gegründet?

Kliesch: Mit Snocks haben wir so viel Knowhow mit dem Thema E-Commerce und Amazon, dass wir in Deutschland zu den TopSpezialisten zählen. Die Nachfrage nach unseren Beratungsleistungen wurde so groß, dass wir vor zwei Jahren das Full Service-Beratungsunternehmen Snocksulting gegründet haben. Wir beraten andere Unternehmen, wie man mit Amazon erfolgreich ein Unternehmen aufbauen kann. Inzwischen zählen große Marken zu unseren Kunden wie L’Oréal Paris – oder große E-Commerce-Accounts wie Emma Matrazen, einem Marktführer in diesem Bereich.

Habt Ihr Euch bei Eurem Start auch beraten lassen? Das Startup Ökosystem Next Mannheim bietet jungen Gründern ja nicht nur Förderung und Offices in sieben Gründungszentren, sondern auch Fachberatung.

Kliesch: Es soll jetzt nicht eingebildet klingen, aber unsere Schlagzahl war so hoch und die Entwicklung ging viel zu schnell, um uns beraten zu lassen. Ich persönlich glaube, dass ein gut aufgestelltes Startup nicht unbedingt Unterstützung benötigt. Wir waren zum Beispiel so fleißig und ehrgeizig, dass wir externe Hilfe nicht gebraucht haben. In das Thema E-Commerce hatte ich mich so intensiv reingefuchst, dass uns niemand hätte besser beraten können. Unsere DNA war es, aus dem Bank-Job auszubrechen – wir hatten Bock unabhängig zu sein. Und da hätte es sich falsch angefühlt, sich in einem Gründerzentrum anzusiedeln.

Wie schafft man die Skalierung eines so schnell wachsenden Unternehmens wie Snocks?

Kliesch: Wir wachsen einfach mit! Zurzeit ist unser Hauptquartier noch im Jungbusch, aber schon bald ziehen wir um in wesentlich größere Office-Flächen im neuen Glückstein-Quartier.

Warum habt Ihr „Snocks Coffee“ eröffnet? Wollt Ihr auch die Mannheimer Gastronomie erobern?

Kliesch: Wir haben vermisst, dass es in der Mannheimer City kein einziges Co-Working Space gab, wo sich Leute mit guten Ideen treffen, zusammen arbeiten und sich austauschen können. Um das zu ändern, haben wir in der Lameystraße das Café eröffnet. Jetzt freue ich mich, wenn immer mehr junge Unternehmerinnen und Unternehmer kommen und am Ende des Tages auf jedem Tisch ein aufgeklapptes Laptop steht.

Wie inspirierend ist die Startup-City Mannheim für junge Gründerinnen und Gründer?

Kliesch: Die Frage ist für mich ehrlich gesagt weniger, ob Mannheim inspirierend ist, oder wir es hier mit unseren Unternehmen und Café sind! Wir haben großen Spaß daran, unsere Community immer weiter auszubauen und freuen uns sehr, dass zu unseren Netzwerk-Meeting im „Snocks Coffee“ so viele Leute kommen.

Wo siehst Du Snocks in zwei Jahren?

Kliesch: In zwei Jahren wollen wir noch mehr Umsatz machen und über 100 Mitarbeiter im Team haben. Das Produktportfolio werden wir gezielt für Frauen erweitern und wir werden internationaler werden. Aber Mannheim wird immer die Homebase bleiben – und in unseren Herzen sein. RALF LAUBSCHER

Hintergrund: Der Mannheimer E-Commerce-Boom


E-Commerce hat die Welt verändert. Der elektronische Handel im Internet boomt, hat alte Handelsstrukturen aufgelöst – und neue geschaffen. Mit extremer Geschwindigkeit hat sich auch die Startup-City Mannheim zu einer E-Commerce-Hochburg entwickelt. Startups wie Snocks, Purelei, Paul Valentine, Rosental oder Double Double Vintage erzielen mit Socken, Uhren, Schmuck, Kosmetik oder Streetwear hohe Millionen-Umsätze, wachsen dynamisch, schaffen Arbeitsplätze und Communities, die andere Gründerinnen und Gründer inspirieren. „Wir werden diese Szene jetzt noch stärker in den Fokus nehmen und als echten Standortfaktor kommunizieren“, sagt Christian Sommer, Geschäftsführer des Startup-Ökosystems Next Mannheim. „Die Zusammenarbeit mit den Treibern dieser Entwicklung ist für uns Ansporn und Herausforderung.“

INFO
Mehr Infos zum Mannheimer Startup-Ökosystem: next-mannheim.de