Mannheim. Er war nur ein Jahr weg. Und doch hat sich in dieser kurzen Zeit einiges verändert. Bei seinem alten und neuen Club, den Adlern – vor allem allerdings bei ihm selbst. „Das Schweden-Jahr hat mich nicht nur sportlich auf das nächste Level gehoben, sondern es hat mich auch menschlich und persönlich weitergebracht“, betont Stefan Loibl und ergänzt: „Die erste Saison in Mannheim war das erste Jahr weg von Straubing, weg von der bayrischen Heimat. Schweden war dann nicht nur ein anderes Land, sondern auch eine andere Sprache und Kultur.“In der Saison 2020/21 verbuchte Loibl im blau-weiß-roten Trikot 25 Punkte in 40 Spielen. Nach dem (zu) frühen Aus in den Play-offs zog es ihn aber schon wieder weiter nach Skandinavien. Bei Skellefteå AIK im Nordosten Schwedens suchte er eine neue Herausforderung. Immer im Wissen, dass ihm in Mannheim die Türen weiter offen stehen würden. „Es hatte für mich ja alles gepasst. Daher wollte ich auf jeden Fall zurückkommen“, sagt Loibl, der sich nun für drei Jahre an die Adler gebunden hat und vom Potenzial des Teams überzeugt ist: „Wir haben eine sehr, sehr gute Mannschaft, die vieles erreichen kann. Alle haben Bock auf Eishockey.“Wiedersehen mit Bill StewartVieles habe sich im Vergleich zu vor zwei Jahren eigentlich nicht verändert – mit einer, allerdings gewichtigen Ausnahme: Bill Stewart hat nun das sportliche Sagen, ihm sind die Co-Trainer Marcel Goc und Jochen Hecht zur Seite gestellt. Dabei trifft Loibl mit dem kanadischen Chefcoach auf keinen Unbekannten. Vor fünf Jahren arbeiteten die beiden bereits bei den Straubing Tigers zusammen. „Ich schätze Bill sehr. Er hat eine direkte Art und weiß, was er will“, sagt Loibl über Stewart.Der gebürtige Straubinger will seinen Beitrag leisten, dass die Adler eine erfolgreichere Saison absolvieren als zuletzt, als mit dem fünften Tabellenplatz nach der Hauptrunde nicht einmal die Qualifikation für die Champions Hockey League heraussprang. „Ich habe schon vor zwei Jahren eine ganz ordentliche Saison gespielt, obwohl mich zwei Verletzungen ein wenig zurückgeworfen haben. Jetzt möchte ich allen zeigen, was ich draufhabe“, betont Loibl, der vielleicht nicht als ganz neuer Profi aus Schweden zurückkehrt, aber als einer, der an seinem Spiel gefeilt hat: „Ich habe viel gelernt und vor allem im läuferischen Bereich einen Schritt nach vorn gemacht. Man hat einen viel weiteren Blickwinkel, wenn man mal in einer anderen Liga gespielt hat. Man sieht Dinge anders oder besser. Ich komme auch ein Stück weit erwachsener zurück. Das alles will ich einbringen, damit die Mannschaft Erfolg hat.“Bei Skellefteå AIK übernahm Loibl viele Rollen. Besser gesagt: Er musste viele verschiedene Rollen übernehmen, weil der Club vom Verletzungspech gebeutelt war. Der Linksschütze stand in Unterzahl seinen Mann, erhielt in Überzahl Eiszeit. Mal führte er eine Reihe als Center an, er wich aber auch auf die Außen aus. Ihm zur Seite stand mit dem zweifachen Stanley-Cup-Sieger Tom Kühnhackl ein bayrischer Landsmann. „Tom hat mir unglaublich geholfen. Er ist ein Spieler, zu dem man aufschaut“, sagt Loibl über den Landshuter, der seine erfolgreichste Zeit bei den Pittsburgh Penguins erlebte.Wichtiger BullyspielerIn Mannheim soll Loibl auch seine Stärken am Bullypunkt einbringen. In diesem Bereich gab es bei den Mannheimern in der vergangenen Saison viel Luft nach oben. Mit dem deutschen Nationalspieler und Tyler Gaudet, der aus Wolfsburg gekommen ist, hoffen sie auf eine bessere Quote beim Anspiel.„Das Bullyspiel ist ein sehr wichtiges Thema im Eishockey. Es ist eine neue Spielsituation und gerade in Über- und Unterzahl von enormer Bedeutung. Es geht darum, ob du der Scheibe erst einmal hinterherlaufen musst oder ob du sie gleich hast“, verdeutlicht Loibl, der sich laut eigener Aussage kaum mit Gaudet vergleichen lässt: „Tyler kommt beim Bully mehr über die Kraft. Ich versuche, schneller auf den Puck zu reagieren als mein Gegenüber. Ich will den gegnerischen Center lesen, um einen Schritt voraus zu sein.“ Eines lässt sich aus all diesen Aussagen herauslesen: Loibl ist bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen. Christian Rotter