Mannheim. Es könnte die Saison der jungen Spieler bei den Adlern Mannheim werden – zumindest vorübergehend. Mit den Verteidigern Thomas Larkin und Joonas Lehtivuori (beide verletzt) sowie den Stürmern Tyler Gaudet (ebenfalls verletzt) und Lean Bergmann (Leihe) fehlen dem achtfachen deutschen Eishockeymeister zunächst wichtige Akteure auf dem Eis. Doch statt auf dem Transfermarkt nachzulegen, setzen die Adler auf die Talente, um die Lücken zu schließen. „Wir haben genug junge Spieler in unserem Kader, um das aufzufangen. Sie werden die Chance bekommen, sich zu beweisen“, sagt Adler-Sportmanager Jan-Axel Alavaara.

Einer, der in der Vorbereitung schon reichlich Eigenwerbung betrieben hat, ist Fabrizio Pilu. Der 19-jährige gebürtige Mannheimer ist nach seiner einjährigen Leihe zum Ligakonkurrenten Nürnberg Ice Tigers zurück in der Quadratestadt und wurde gerade in den letzten Testspielen mit viel Eiszeit belohnt. „Ich freue mich schon auf die neue Saison“, betont der im Herzogenried aufgewachsene Pilu, der mit einem guten Passspiel sowie einer herausstechenden Übersicht gesegnet ist.

Lehrjahr in Nürnberg

Das Jahr in Nürnberg, in dem er sich auch in die Notizbücher einiger NHL-Talentspäher spielte, war für den Mannheimer laut eigener Aussage „sehr lehrreich“ und habe ihm noch mal einen Schub gegeben. „Ich konnte mir viel von meinen Mitspielern abschauen und habe gelernt, wie ich gegen Ältere spielen muss, wie man am besten den Körper benutzt“, betont er und ergänzt: „Es ist ganz anders als im Jugendbereich. Ich habe da natürlich auch die Geschwindigkeit hochschrauben müssen, denn man muss schneller Entscheidungen treffen und steht viel mehr unter Druck.“

Bisweilen löst er diese Aufgaben, genauso wie sein 20-jähriger Verteidigerkollege Arkadiusz Dziambor, sehr ansehnlich. „Fabrizio hat in Nürnberg auf jeden Fall schon gezeigt, dass er in der ersten Liga spielen kann. Aber das haben Dziambor oder Philipp Preto in der vergangenen Saison bei uns auch getan“, meint Alavaara und möchte damit den Konkurrenzkampf unter den Jungen bewusst hochhalten. Denn dass ein Kaderplatz bei den Mannheimern – neben Pilu, Dziambor und Preto wirft auch Zugang Maximilian Leitner seinen Schläger bei den U-23-Verteidigern in den Ring – keine Selbstverständlichkeit wird, ist bei den Adlern normal. Das weiß auch Pilu: „Das sind alles gute Jungs.

Das wird ein harter Kampf zwischen uns allen, aber jeder hat die Chance, zu spielen.“

Dass man dafür auch mal den „Umweg“ über den DEL2-Kooperationspartner Heilbronn nehmen muss, musste Zugang Lukas Mühlbauer noch vor der Schweiz-Reise am 18. August erfahren. Der 23-Jährige hat nach einer guten DEL2-Saison beim EV Landshut für ein Jahr in Mannheim unterschrieben und dabei laut eigener Aussage ganz genau gewusst“, dass er sich „auf einen großen Konkurrenzkampf“ einlässt. „Ich bin kein Typ, der den leichten Weg wählt und sich nicht dem Konkurrenzkampf stellt. Mir war klar, dass ich mich reinfighten muss. Ich mache mir da aber keinen Druck, arbeite hart und versuche, mich jeden Tag zu verbessern.“

Hohes Tempo größter Unterschied

Dieses Ziel verfolgt auch Simon Thiel. Der neben Pilu zweite gebürtige Mannheimer empfahl sich mit 38 Punkten in 57 Partien in Heilbronn für höhere Aufgaben und konnte sich mit guten Leistungen in der Vorbereitung – wie Reihenkollege Luca Tosto (21) – vorerst bei den Adlern festkrallen. „Das Tempo auf dem Eis ist brutal schnell, das macht sehr viel Spaß mit den Jungs, und man lernt jeden Tag etwas dazu“, sagte der 21-jährige Spielmachertyp, der allerdings im letzten Test gegen HK Nitra angeschlagen fehlte.

Thiel, Pilu, Dziambor, Mühlbauer und Co. leben und arbeiten momentan ohne Pause für ihren Traum vom konstanten Profieishockeyspieler in Mannheim. Und die Adler geben ihnen dafür in dieser Saison die Bühne. Damit die Wahl am Ende auf sie fällt, sind sie darauf bedacht, verstärkt an ihren Schwächen zu feilen. „Ich möchte mich auf jeden Fall noch im Körperspiel verbessern, auch an meinem Schlittschuhlaufen muss ich noch arbeiten. Da habe ich ab und zu noch ein paar Ausreißer drin. Und auch den Schuss kann man natürlich verbessern“, hat Pilu seine Entwicklung genau im Blick. Philipp Koehl