Rote Nase auf und los geht's - immer dienstags zieht fröhliches Lachen in die Wormser Kinderklinik ein. Dann ist Frau Dr. Schnuggelisch auf Stippvisite und schaut bei ihren kleinen Patienten vorbei. Frau Dr. Schnuggelisch, das ist im wahren Leben die Schauspielerin Astrid Haag, die wöchentlich in die Rolle eines Clowns schlüpft, um den Klinikalltag der Kinder zu erheitern.

,,Lachen gilt als die beste Medizin und ist zudem der schönste Lohn für meine Arbeit", freut sich Astrid Haag, die viel Kraft und Freude aus ihren Auftritten auf den Stationen schöpft. Dass irgendwann einmal die Clowns-Figur so eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielen würde, hätte die Wormserin nicht gedacht. Doch nach ihrem Studium in Pantomime und Schauspiel an der Staatlichen Folkwang-Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Essen, erwachte schon bald eine Faszination für den Einsatz als Klinik-Clown. Bereits 1999 startete die Wormserin unter der Leitung von Laura Fernandez (Schauspielerin & Pantomimin aus New York) mit ihrer Clowndoktoren-Arbeit als Frau Dr. Ratzfatz in Kinderkliniken in Mainz, Wiesbaden, Frankfurt und Offenbach.

AUFTRITTE OHNE REGIEANWEISUNG

,,2008 wurde dann aus Frau Dr. Ratzfatz, Frau Dr. Schnuggelisch und ich besuchte Kinder und Senioren in Krankenhäusern in der Pfalz. Seit 2012 bin ich hauptsächlich im Klinikum Worms unterwegs, den um Menschen im Alter von 0 bis 100 Jahren fröhliche, unbeschwerte Stunden zu bescheren", berichtet Haag, die auch regelmäßig bei Senioren am Krankenbett vorbeischaut. Für die 56-Jährige ist vor allem der, wie sie es nennt, One-To-One-Kontakt, extrem wichtig. ,,Die Wirkung, die man erzielt, bekommt man umgehend zu spüren", beschreibt Haag diesen Kontakt. Auf jeden Patienten muss sie sich individuell einstellen. Eine Regieanweisung wie in ihrem Hauptberuf gibt es hier nicht. „Aber ich erhalte vorher Informationen zu den Patienten", sagt sie. Was kann man sich darunter vorstellen? ,,Beispielsweise wäre es kontraproduktiv bei jemanden, der eine Essstörung hat, etwas Lustiges zum Thema Essen zu sagen. Oder manchmal werde ich gebeten, heute dieses oder jene Zimmer nicht zu betreten, weil es dem Patienten nicht so gut geht", erklärt Haag, die natürlich der Schweigepflicht unterliegt.

Sobald die Rheinhessin den Clown verkörpert, spielt Improvisation eine große Rolle. Denn jeder Patient reagiert anders und bei jeder Stippvisite muss sich Astrid Haag vorsichtig in die Stimmung ihres Gegenüber versetzen. ,,Mal mache ich Pantomime, mal singe ich oder lasse das Stoffschwein Rosa zum Einsatz kommen. Es ist die Ablenkung und die Freude, die in diesen Situationen die Hauptrolle spielt. Denn in solchen Momenten macht unser Gehirn kurz Urlaub vom normalen Schmerzempfinden und lässt die Seele staunen, aufatmen und schließlich lachen. Dabei reagieren Kinder und Senioren ziemlich ähnlich. Natürlich muss es bei den betagten Patienten aber etwas ruhiger zugehen als bei den Kindern und Jugendlichen“, berichtet Haag.

SCHWERE ZEITEN WÄHREND DER PANDEMIE

2020 kam dann eine Zeit, da war von heute auf morgen auf einmal Schluss mit lustig: Corona beendete die Besuche von Frau Dr. Schnuggelisch auf den Stationen. ,,Nichts war mehr möglich. Die Maßnahmen und Vorschriften ließen keine Besuche mehr zu", erinnert sich die Künstlerin.

Erst im August 2021 fanden wieder Clownsvisiten live bei den Patienten statt. „Natürlich alles unter Einhaltung strengster Hygienevorschriften", sagt Haag, die von da an mit einem Clowns-Hygienemobil auf Klinik-Tour unterwegs war. Auf dem Mobil wurde unter anderem Desinfektionsmittel auf einem lustig gestalteten Rollwagen transportiert. Dieses Clowns-Hygienemobil wurde während der Pandemie aus einer Projekt-Förderung der Stiftung Kultur RLP finanziert. Die Kinder fanden das Mobil toll. Es kam super an", freut sich die Schauspielerin. Weniger erfreulich ist es, dass durch die Pandemie der Spendenfluss fast zum Erliegen kam. „Wir sind dringend auf Unterstützung angewiesen, denn das regionale Wormser Projekt ,Clowns helfen heilen', finanziert sich ausschließlich aus Spendengeldern. Wir hoffen natürlich, dass wir jetzt, nach der Pandemie, wieder mehr Unterstützung erhalten", betont die - Wormserin. Swenja Knüttel

Info - UNTERSTÜTZUNG

Wer das Projekt unterstützen will:
Spendenkonto: 
Empfänger: Klinikum Worms gGmbH
Sparkasse Worms-Alzey-Ried
IBAN: DE14 5535 0010 0000 0322 77
BIC: MALADE51WOR
Vermerk: ,,Clownsvisite Klinikum Worms"
Mehr Infos unter www.clowns-helfen-heilen.de