Es gibt eine Grenze, an der die schöne Sommerwärme zur Belastung wird. Und in Wohnräumen ist diese je nach Lage schnell erreicht. Sie können sich schon bei moderaten Außentemperaturen durch direkte Sonneneinstrahlung auf Sauna-Stärke erhitzen.

Ihre beste Lösung: Die Fenster abdunkeln, sodass die Sonnenwärme nicht mehr reinkann. Doch muss man gleich ganz im Dunkeln sitzen und an den schönsten Sommertagen Kunstlicht anschalten? Experten bewerten die verschiedenen Sonnenschutz- und Verschattungslösungen:

Außenliegende Jalousien und Rollläden:

Diplom-Ingenieur Peter Schick von der Stiftung Warentest rät zu Lösungen, die von außen vor die Fenster montiert werden. „Alles, was vor den Fenstern sitzt, hält die Wärme davon ab, überhaupt den Wohnbereich zu erreichen. Und Wärme, die erst gar nicht im Raum ist, muss auch nicht wieder mit viel Aufwand herausgekühlt werden." Die Zahlen sprechen für sich: 60 bis 75 Prozent der Sonneneinstrahlung können die verschiedenen Systeme, die außen am Fenster angebracht werden, abfangen. Innenliegende Varianten schaffen nur bis zu einem Drittel.

Die Wahl von Peter Schick sind Außenjalousien mit drehbaren und beweglichen Lamellen. Sie können je nach Intensität der Sonneneinstrahlung mal mehr, mal weniger Licht in den Raum lassen. Manche Modelle haben Sensoren, die das automatisch regulieren oder über die man mit einer App auf dem Smarthome die Einstellungen regulieren kann. Die Schutzwirkung von Rollläden ist ebenfalls so gut wie die von Außenjalousien. Heiko Ziffer vom Verband innenliegender Sicht- und Sonnenschutz rückt noch weitere Vorteile in den Fokus: ,,Rollläden sind heute vorwiegend aus langhaltendem Aluminium und bieten neben der Abschirmung der Sonneneinstrahlung auch noch Schutz vor Einbrechern." Zudem tragen die Kassettensysteme von modernen Rollläden mit ihrer Dämmung zur Isolierung des Gebäudes bei. Nachteil: Sie sind teurer als Jalousien und für die Montage braucht es Handwerker - was weitere Kosten verursacht.

Das Problem: Diese außen an den Fenstern angebrachten Varianten können Mieter nicht einfach so anbringen. Der Vermieter muss zustimmen, erklärt Julia Wagner vom Eigentümerverband Haus & Grund Deutschland. Denn die Montage greift in die Bausubstanz ein. Ein Tipp für besonders leidgeplagte Mieter: Vermieter stehen immer dann in der Pflicht, wenn es ohne wirksamen Sonnenschutz in ihren Gebäuden so heiß wird, dass sie nicht mehr für Wohnzwecke zu nutzen sind. ,,Leider sind sich die Gerichte nicht einig, wann dieser Punkt erreicht ist", sagt Wagner. So liegt bei den bisherigen Einzelfallentscheidungen die Bandbreite der noch zumutbaren Temperaturen zwischen 26 und 30 Grad. Die Juristin rät, vor einem Rechtstreit das Gespräch mit dem Vermieter zu suchen.

Innenliegende Vorhänge, Jalousien, Rollos und Plissees:

Gute Kontrolle: Plissees können nach oben oder unten verschoben werden. So lässt sich leicht steuern, wie viel Sonnenlicht ins Zimmer dringen kann. | Bild: picture alliance/TEBA GmbH & Co. KG
Gute Kontrolle: Plissees können nach oben oder unten verschoben werden. So lässt sich leicht steuern, wie viel Sonnenlicht ins Zimmer dringen kann. | Bild: picture alliance/TEBA GmbH & Co. KG

Sie verringern zwar auch die Einstrahlung des Sonnenlichts, sind aber als Hitzeschutz nicht so wirksam wie außenliegender Schutz. Denn sie greifen erst, wenn die Sonnenstrahlen bereits die Fensterscheiben passiert haben und dann nicht mehr komplett nach draußen zurückreflektiert werden können.

Aber sie sind oft die einzige Möglichkeit, die Mieter haben. Und Branchen-Sprecher Heiko Ziffer nennt noch einen Vorzug: „Mit Rollos kann man gut den Lichteinfall regulieren, wenn man zum Beispiel am Computer arbeitet.“ Diese Produkte gibt es in verschiedenen Varianten, von transparent über blickdicht bis zu komplett abdunkelnd. Letztere werden gerne für Schlaf- und Kinderzimmer empfohlen, sie sind auch als Blockade gegen die Hitze am wirksamsten. Oft geben Hersteller auch an, welchen Prozentsatz der Sonneneinstrahlung die Produkte abhalten können.

Ein Tipp von Heiko Ziffer sind Plissees, auch Faltrollos genannt. Sie lassen sich relativ unkompliziert mit Schienen direkt an den Fensterrahmen klemmen oder kleben. Sie werden dann wie eine Ziehharmonika zusammen- oder auseinandergezogen und lassen sich so nach oben oder unten verschieben. Praktisch, wenn es darum geht, noch ein wenig Licht in den Raum zu lassen. Als Hitzeschutz wirken laut Ziffer besonders Wabenplissees, bei denen der doppelt gelegte Stoff wabenartig verschweißt wurde.

Sonnenschutzfolie:

Eine technisch ausgereifte Lösung sind Sonnenschutzfolien, die sich dauerhaft auf die Fensterscheiben kleben lassen. Sie schaffen es unter optimalen Bedingungen in 76 Prozent der Fälle, in denen es ohne sie eine Zimmertemperatur von über 26 Grad gegeben hätte, das zu vermeiden, sagt Peter Schick, der bei der Stiftung Warentest an Studien zum Hitzeschutz beteiligt war. Wie gut das möglich ist, hängt vom jeweiligen Produkt ab. Oft geben Hersteller eine solche Prozentangabe an. Diese Folien bestehen aus verschiedenen Kunststoffschichten, die mit Metallpartikeln bedampft sind. So kann ein großer Teil der eintreffenden Sonnenstrahlen reflektiert werden, ehe sie die Fenster passieren. Grundsätzlich können sie auch von Laien angebracht werden, Warentester Schick empfiehlt aber den Fachbetrieb. „Die Fensterscheibe muss vorher gründlich gereinigt werden. Falten und kleine Bläschen lassen sich nicht mehr korrigieren und beeinträchtigen die Wirksamkeit", so der Warentester. Dieser hohen Wirksamkeit stehen einige Nachteile gegenüber: Die Folie bleibt immer auf den Scheiben - also auch im Winter, wenn die Sonnenstrahlen eigentlich dabei helfen können, die Räume aufzuheizen und so Energiekosten zu sparen. „Zudem ist die Farbwiedergabe verändert, da die Innenräume so wirken, als ob man eine gewaltige Sonnenbrille trägt", berichtet Schick.

Von Markus Peters, dpa