Es war die Idee von Rotraud Schmidt, Bezirksbeirätin für die Linken und 35 Jahre Beschäftigte bei BBC, dann ABB. Ein Fest zum Jubiläum Käfertals dürfe, so meinte sie, „nicht stattfinden ohne auf die Bedeutung der Ansiedlung von BBC für die Stadt und die in der ganzen Bundesrepublik einmaligen Arbeitskämpfe der Belegschaft um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze hinzuweisen“.

Mit Benedikt Hummel von der IG Metall-Geschäftsstelle Mannheim trug sie daher viele Materialien, vor allem Flugblätter, Plakate und Fotos, für eine Ausstellung im Kulturhaus zusammen. Sie wird am Samstag, 2. Juli, um 12.30 Uhr eröffnet. Zur Einführung spricht Thomas Hahl, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Mannheim. Zudem tritt der Alstom-Chor unter Leitung von Bernd Köhler mit dem selbst geschriebenen Lied „Unsre Chance – Résistance“ auf. Der Chor hatte sich 2003 aus der Belegschaft heraus gegründet, um die Aktionen gegen die drohende Werksschließung zu unterstützen. Er existierte 15 Jahre und fand bundesweite Beachtung.

Die Ausstellung wird bis einschließlich Sonntag, 3. Juli, im Kulturhaus zu sehen sein. Im Mittelpunkt steht der Betrieb, der mit seiner wechselvollen Geschichte auch Käfertal nachhaltig geprägt hat: BBC. 1900 hatte die Firma Brown, Boveri & Cie von der Stadt den Auftrag für die Errichtung eines Elektrizitätswerkes erhalten. „Dabei hatte der damalige Oberbürgermeister Beck eine entscheidende Rolle gespielt, von der sich sogenannte regionale Strukturpolitiker heute noch eine Scheibe abschneiden können: statt ausländischen Konzernen Geld hinterherzuwerfen, knüpfte er 1900 die Auftragsvergabe an eine Standortgründung in Käfertal mit konkreten Auflagen“, so Joachim Schubert, der die BBC-Geschichte aufgearbeitet hat.

Immer wieder ist die Fabrik Schauplatz wichtiger Arbeitskämpfe. Schon 1908 führen die Arbeiter einen siebenwöchigen Streik gegen eine neuartige Methode der Akkordlohnberechnung durch. 1918 setzen sie die Acht-Stunden-Schicht durch – statt neuneinhalb.

Zu Beginn der 1980er Jahre zählt die Firma BBC in der Region rund 14 000 Beschäftigte. Als aber im Januar 1988 BBC mit dem schwedischen Konkurrenten ASEA fusioniert und zu ABB wird, geht es los mit Entlassungen. Im Februar 1988 protestiert die Belegschaft mit einer dreitägigen Betriebsversammlung. Die geplanten Entlassungen können verhindert werden, aber es findet seitdem immer wieder Personalabbau statt. 2000 erfolgt der Kauf der Kraftwerkssparte durch Alstom, wieder beginnt eine jahrelanger Kampf zwischen Belegschaft und Konzernleitung, 2014 sogar eine mehrtägige Torblockade. 2015 bis 2017 verkauft Alstom die konventionelle Energiesparte an General Electric (GE), und GE schließt den Standort. ABB aber gibt es weiter, baut sogar neu. pwr